Umdenken in der Medizin: Tatsächlich sterben Frauen häufiger an Herzleiden als Männer

Entgegen landläufiger Meinung kommt es bei Frauen tatsächlich häufiger zu Herzproblemen als bei Männern

Von Cornelia Scherpe
6. Oktober 2015

Allgemein gilt die Ansicht, dass vor allen Dingen Männer ein Herzleiden bekommen und früher als Frauen versterben. Diese Meinung gilt nicht nur unter der allgemeinen Bevölkerung, sondern auch in medizinischen Kreisen.

Statistiken der jüngsten Zeit zeigen allerdings, dass die Realität genau andersherum ist. Demnach sterben Frauen viel häufiger an Herzleiden. Grund für die verzehrte Wahrnehmung ist die Tatsache, dass in älteren Untersuchungen mehr Männer als Frauen teilgenommen hatten und auch in Statistiken keine 50-50-Verteilung herrschte, sondern Frauen unterrepräsentiert waren.

Frauen leiden aufgrund ihrer Östrogene vermehrt an Herzproblemen

Das realistische Bild sieht so aus: Frauen bekommen zwar tatsächlich seltener einen Herzinfarkt, dafür jedoch werden sie öfter von

heimgesucht. Auch eine Herzschwäche betrifft eher Patientinnen und führt zu einem verfrühten Tod.

Der Grund für die vermehrten Herzprobleme bei Frauen ist auf hormoneller Ebene zu suchen. Bereits seit einigen Jahren weiß man, dass die weiblichen Geschlechtshormone, die Östrogene, sich negativ auf die Gefäßgesundheit auswirken können. Zwar bildet auch der männliche Körper Östrogene, aber naturgemäß besitzt ein Mann weniger davon und daher ist sein Risiko in dieser Hinsicht kleiner.

Wechseljahre als Faktor für Herzleiden bisher nicht ausreichend untersucht

Studien zeigen allerdings, dass Frauen im Schnitt älter als Männer sind, wenn ihre Herzleiden zum Tragen kommen. Der Unterschied liegt durchschnittlich bei zehn Jahren.

Woher kommt das? Ein wichtiger und bislang nicht ausreichend erforschter Aspekt sind die Wechseljahre. Durch die hormonellen Umstellung wird der gesamte Organismus gestresst, was die Gefahr für Herzinfarkte stark erhöhen dürfte. Allerdings gibt es noch immer zu wenige Studien mit Frauen, um die genauen Vorgänge zu erforschen.

In der Medizinwelt, aber auch unter der weiblichen Allgemeinbevölkerung, muss daher ein Umdenken erfolgen. Frauen in den Wechseljahren und jenseits der Menopause sollten unbedingt regelmäßige Termine beim Hausarzt wahrnehmen, um ihr individuelles Risiko zu kennen.