Glatzenbildung: fast 300 Gene sind am Prozess beteiligt

Vererbung der Glatze? 40 Haar-Gene werden von der Mutter und 247 vom Vater an den Sohn weitergegeben

Von Cornelia Scherpe
23. Februar 2017

Bei manchen Männern beginnt es bereits vor dem 30. Geburtstag, andere haben selbst im Seniorenalter noch eine volle Haarpracht. Die Forschung ist sich allgemein darüber einig, dass man mit Ernährung, Haarmittelchen und Co. wenig gegen die Natur machen kann:

Es liegt bis zu 90 Prozent in den Genen, wann die Glatzenbildung beginnt. Zumindest legen Zwillingsstudien diesen Verdacht nahe. Genetische Studien kommen bislang auf zumindest 50 Prozent genetische Vorbestimmung.

Ein Forscherteam hat eine neue Studie zu diesem Thema durchgeführt und rund 52.000 Daten ausgewertet. Sie stammten allesamt von Männern, die Blut für eine Biobank abgegeben und einen Fragebogen ausgefüllt hatten. In diesem Bogen war es unter anderem um die Stärke ihrer Körperbehaarung gegangen.

287 Gene bestimmen die Haarbeschaffenheit

Die Forscher werteten diese Informationen aus und fanden insgesamt 287 Gene, die unmittelbar mit dem Haar zusammenhängen. Interessant war dabei die Beobachtung, dass es 40 Haar-Gene gibt, die von der Mutter an den Sohn vererbt werden. Sie liegen entsprechend auf dem X-Chromosom und ergänzen die übrigen 247 Haar-Gene, die vom Vater vererbt werden.

Welche Funktion die einzelnen Gene im Detail haben, muss bei der Mehrheit noch erforscht werden. Einige kennt man dagegen bereits aus Tierversuchen. Das Gen FGF5 ist beispielsweise für das Wachstum der Haare zuständig, IRF4 beeinflusst den Zeitpunkt der Graufärbung und EBF1 und WNT10A wirken direkt auf die Dicke der einzelnen Haare.

Die Forscher halten es für möglich, anhand der neuen Erkenntnisse einen Gentest zu entwickeln, der relativ zuverlässig voraussagt, wann die Glatzenbildung bei einem Mann einsetzen wird. Laut ihrer Berechnungen lässt sich das frühe Bekommen einer Glatze zu 59 Prozent vorhersagen und das Behalten der Haarpracht sogar zu 82 Prozent. Da es bisher jedoch keine Therapie gegen den Haarverlust gibt, ist der klinische Nutzung bislang zu gering und der Test daher nicht in Planung.