HIV mit einer Pille täglich vorbeugen: EU lässt neue Prophylaxe zu

Einmal täglich geschluckt soll das Präparat in Pillenform hoch gefährdete Männer vor dem gefährlichen Virus schützen

Von Cornelia Scherpe
13. September 2016

Weltweit kommt es jährlich zu circa 2,1 Millionen HIV-Infektionen. Allein 2015 starben 1,1 Millionen Infizierte an den Folgen. Um neben Kondomen als Mittel der Prävention eine weitere Möglichkeit zu haben, forschen Ärzte an passenden Wirkstoffen. Bereits seit 2012 in den USA im Einsatz, wurde nun die HIV-Prophylaxe "Truvada" auch in der EU zugelassen.

Das Präparat in Pillenform soll einmal täglich geschluckt werden und senkt bei regelmäßiger Einnahme das Risiko auf HIV um 86 Prozent. Neu ist das Mittel nicht wirklich. Es besitzt seit 2005 eine Zulassung zur HIV-Therapie. Die Anwendung als Prophylaxe ist das eigentliche Novum.

Zielgruppe für die Prophylaxe-Pille

Die Zulassung in der EU ist allerdings an einige Bedingungen geknüpft. Da es sich um ein Medikament mit starker Wirkung handelt, ist es nicht rezeptfrei zu erhalten. Wer das Präparat nehmen möchte, muss es sich vom Arzt verschreiben lassen. Ärzte wiederum sollen das Mittel nicht an jeden Patienten herausgeben, sondern nur an die Gruppe derer, die man als hoch gefährdet einstuft.

  • Der Anwendungsbereich wird dabei auf homosexuelle Männer beschränkt, die häufig Sex ohne Kondom mit wechselten Partnern haben.
  • Auch Männer in einer Partnerschaft mit einem HIV-Positiven fallen in die Kategorie.

Für Frauen dagegen ist eine Verschreibung derzeit überhaupt nicht vorgesehen. Dies wird damit begründet, dass wir Wirkung des Medikaments bisher für Frauen nicht erprobt ist und die Hersteller davon ausgehen, dass der Wirkstoff bei Frauen anders als bei Männern wirkt.

Die Kostenfrage

Kurz vor der Zulassung gibt es in Deutschland noch ein Problem: die Kostenfrage. Bislang wird die neue HIV-Prophylaxe nicht von den Krankenkassen übernommen. Der Preis für das Medikament ist allerdings so hoch, dass bei verschriebener, täglicher Einnahme ein Monatsvorrat 800 Euro kostet.

Für die meisten Patienten dürfte das aus privater Kasse kaum zu zahlen sein. Die Deutsche Aids-Hilfe hofft, dass es eine zeitnahe Lösung für das Problem gibt.