Wurminfektion und HIV: Durch Fadenwurm steigt die Ansteckungsgefahr

Beobachtungsstudie macht deutlich, dass eine Infektion mit Fadenwürmern das HIV-Risiko erhöht

Von Cornelia Scherpe
12. August 2016

In tropischen Ländern sind viele Parasiten vertreten, die beispielsweise Stechmücken als Zwischenwirt wählen und beim Blutsaugen diese Erreger auch an Menschen weitergeben. Einer dieser Parasiten ist der Fadenwurm namens Wuchereria bancrofti.

Aktuellen Untersuchungen zufolge könnte er ein Grund für steigende HIV-Zahlen sein, denn vom Fadenwurm infizierte Menschen erkranken auch schneller an HIV.

Wurminfektion erhöht Ansteckungsgefahr

Die Studie begann 2006 und begleitete Menschen in Tansania. Innerhalb der Gesamtgruppe befanden sich 1.055 Menschen aus einer Kleinstadt, die allesamt nicht von HIV betroffen waren. Während der folgenden drei Jahre traten allerdings 32 Neuinfektionen auf. Die Gesundheitsanalysen ergaben, dass viele der Betroffenen den Fadenwurm in sich trugen.

Man schloss durch Befragung verschiedene andere Faktoren aus und berechnete das Risiko im Vergleich zu Menschen ohne Wurminfektion.

  • Es zeigte sich, dass bei 14- bis 25-Jährigen das HIV-Risiko durch den Fadenwurm um das 3,2-Fache steigt.

    Mit zunehmenden Alter sank das Risiko, blieb jedoch stets deutlich über den Menschen ohne Fadenwurm.

  • Bei den 25- bis 45-Jährigen war das HIV-Risiko um das 2,4-Fache und bei allen über 45 Jahren um das 1,2-Fache erhöht.

Geschwächtes Immunsystem

Warum die Wurminfektion das HIV-Risiko erhöht, kann die Beobachtungsstudie nicht beantworten. Es gibt jedoch eine plausible Theorie. Die Infektion mit einem Fadenwurm führt zu einer chronischen Krankheit. Das Immunsystem ist folglich permanent damit beschäftigt, die Auswirkungen in Schach zu halten. Das wiederum schwächt die Immunantwort gegenüber den HI-Viren und eine Ansteckung wird deutlich wahrscheinlicher.

Der Fadenwurm ist auch nicht der erste Kandidat, bei dem vermutet wird, dass er das HIV-Infektionsrisiko erhöht. Ebenso in Verdacht stehen:

Effektiver Schutz gesucht

Da der Wuchereria bancrofti durch Stechmücken übertragen wird, ist eine effektiver Schutz schwierig. In den betroffenen Regionen werden zwar Moskitonetze eingesetzt, doch wer einmal erkrankt ist, trägt den Wurm meist dauerhaft in sich. Die Forschung sucht noch nach wirksamen Medikamenten gegen diesen Parasiten.