HIV-Patienten könnten durch Hormontherapie vor Leberschäden geschützt werden

Von Cornelia Scherpe
23. Juli 2014

Eine Infektion mit dem HI-Virus bedroht das Leben des Betroffenen. Damit nicht die gefürchtete Krankheit AIDS entsteht, muss eine Therapie begonnen werden. So wird die Virenlast im Blut auf einem geringen Level gehalten.

HIV-Patienten müssen sich jedoch nicht nur um AIDS Gedanken machen, sondern auch um weitere Folgen. Die Medikamente gegen das HI-Virus haben ihrerseits Nebenwirkungen und beeinflussen beispielsweise die Leber. Bei bis zu 50 Prozent der HIV-Patienten kommt es unter der Behandlung daher zu einer sogenannte Lipodystrophie. Dies ist eine Stoffwechselstörung, bei der es zu einem krankhaften Schwund im subkutanen Fettgewebe kommt. Gleichzeitig wird jedoch mehr Fett im Bauchraum angelagert. Das kann zu Fettablagerungen direkt in der Leber führen.

In den USA wird Tesamorelin bei Lipodystrophie bereits verwendet

Um diese Gefahr zu senken, könnte in Zukunft eine Hormontherapie zum Einsatz kommen. In den USA gibt es ein künstliches Hormon, das bereits gegen die Lipodystrophie benutzt wird: Tesamorelin. Seit 2010 darf es an HIV-Patienten mit nachweislicher Lipodystrophie vergeben werden. In Europa ist das Hormon als Medikament dagegen noch gar nicht zugelassen.

Das Mittel ist einem im Körper natürlich vorkommenden Hormon nachempfunden, das als Wachstumshormon dient. Zugelassen wurde die Hormontherapie in den USA nach zwei Studien mit HIV-Patienten. Diese nahmen das Hormon freiwillig ein und konnten damit ihre Lipodystrophie verbessern. Die Fettablagerungen im Bauchraum nahmen wieder ab und das im Schnitt um 16 Prozent besser als in der Kontrollgruppe, die nur Placebos erhalten hatte. In einer neuen weiteren Studie kam es zu einer Verbesserung von 9,9 Prozent in der Tesamorelin-Gruppe, aber nur zu 6,6 Prozent in der Placebogruppe.

Tesamorelin in Europa bisher nicht zugelassen

In Europa ist der Antrag auf Zulassung bisher abgelehnt wurden, da die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA ein hohes Krebsrisiko bei der Einnahme befürchtet. Das künstliche Hormon lässt außerdem den IGF-1-Spiegel steigen und dabei handelt es sich um insulinähnliche Wachstumsfaktoren. Das könnte bei Diabetikern ihr Leiden weiter verschlechtern. Besonders vermehrte Erblindungen werden befürchtet.