Gentherapie könnte den Augeninnendruck beim Glaukom senken

Mögliche Alternative zu Operation und Augentropfen

Von Cornelia Scherpe
13. Juli 2020

Der Grüne Star zeichnet sich durch einen permanent zu hohen Augeninnendruck aus. Betroffene müssen fürchten, dass ohne eine konsequente Behandlung immer mehr Nervenzellen im Auge absterben und somit die Sehkraft schwindet. Neben der Möglichkeit einer Operation samt ihrer Risiken haben Patienten die Option, mit Augentropfen zu arbeiten. Damit diese wirklich helfen, müssen sie jedoch täglich angewandt werden. Nun stellen Forscher eine neue Alternative vor, die weder eine Operation noch das tägliche Tropfen erfordert.

An der Universität Bristol entwickelten Wissenschaftler eine Gentherapie für das Auge. Benutzt wird ein ungefährlicher Virus, der als Genfähre dient. In seinem Inneren besitzt er eine spezielle Fracht: den CRISPR-Cas-9-Komplex. Dieser wird über eine Injektion direkt in die mittlere Hautschicht des Auges (Ziliarkörper genannt) abgegeben. Vor Ort kann der Komplex ein Gen deaktivieren, welches eigentlich das Eiweiß Aquaporin 1 herstellt. Dieses Protein hat die Aufgabe, bei der Herstellung von Augenwasser zu helfen. Je mehr Augenwasser vorhanden ist, desto weiter steigt der Innendruck. Durch die gezielte Reduktion des Augenwassers kann der Augeninnendruck gesenkt und damit ein Glaukom therapiert werden.

Erfolg der Gentherapie in Tests mit Mäusen

Was sich in der Theorie bereits gut anhört, wurde bislang nur an Mäusen getestet. Bei den Tieren sank dank Gentherapie der Augeninnendruck um 2,9 mm Hg. Das entspricht umgerechnet 22 Prozent und würde beim Menschen bedeuten, dass eine Erblindung trotz Glaukom verhindert werden könnte. Zumindest Mäuse mit Grünem Star profitierten nicht nur von einer Senkung des Druckes, die Forscher konnten auch belegen, dass damit effektiv ein Absterben der Nervenzellen in der Netzhaut verhindert wurde.

Allerdings traten in zwei von 23 Fällen Entzündungen im Auge auf. Die Sicherheit der Gentherapie ist daher noch in der Testphase und erste Untersuchungen mit Freiwilligen können noch nicht stattfinden. Nur ein Labortest mit Menschenzellen hat bereits gezeigt, dass menschliche Ziliarkörper ebenfalls auf den CRISPR-Cas-9-Komplex reagieren und das Gen zur Herstellung des Proteins Aquaporin 1 erfolgreich zerstört wird.