Späte Diagnose bei Glioblastomen: Viele Hirntumoren wachsen bereits seit Jahren unbemerkt

Bis zu sieben Jahre können zwischen Beginn der Tumorentwicklung und Diagnose vergehen

Von Cornelia Scherpe
17. April 2019

Das Glioblastom zählt zu den bösartigen Formen der Gehirntumoren. Es wächst mit einem hohen Grad der Streuung in das gesunde Gewebe hinein, sodass eine komplette operative Entfernung nahezu unmöglich ist. Meist müssen Patienten daher sowohl eine Operation als auch Bestrahlung und Chemotherapie über sich ergehen lassen. Dennoch kehrt das Glioblastom danach oft zurück. Oft ist der Krebs zudem bereits weit gestreut, wenn die Diagnose erfolgt, denn viele Betroffene leben jahrelang im Glauben, gesund zu sein. Eine aktuelle Untersuchung des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) hat gezeigt, dass bis zu sieben Jahre ins Land ziehen, bis die Krebsdiagnose steht.

Das DKFZ hatte eine Studie begonnen, um allgemein das Wissen über Glioblastome voranzutreiben. Dafür untersuchte man Gewebeproben betroffener Patienten. Alle 50 Betroffenen hatten den Forschern je zwei Proben überlassen: Die erste stammte vom Primärtumor und die zweite vom Rezidiv (also vom Neuauftritt nach der ersten, zunächst erfolgreichen Behandlung).

Bis zur Primärdiagnose vergehen meist Jahre

Die Daten konnten von den Forschern so ausgewertet werden, dass sie ein Modell zur Tumorentwicklung erarbeiteten. Nach diesem mathematischen Schema lässt sich grob vorhersagen, wie Genmutationen zur bösartigen Entwicklung der Zellen führen und wie schnell das Glioblastom wächst. Da der Krebs langsam entsteht und streut, sind laut Modell bereits viele Jahre vergangen, bis der Patient eine Primärdiagnose erhält. Bei den 50 Studienteilnehmern waren es teilweise sieben Jahre.

Die Analyse der Wissenschaftler zeigte, dass alle untersuchten Krebszellen mindestens eine von drei Erbgutveränderungen besitzen: Chromosom 9p oder 10 verlieren an Information oder Chromosom 7 erhält fälschlich Geninformationen hinzu. Damit beginnen die bösartigen Zellen zu entstehen, die jedoch zu Beginn noch schneller absterben als sie Zellverbände bilden können. Erst wenn das Gen für das Enzym Telomerase ebenfalls mutiert, beginnt das eigentliche Krebswachstum. An dieser Stelle müssten neue Therapien ansetzen, die es bislang leider noch nicht gibt.