Wie Glioblastome arbeiten: ein feindliches Netzwerk im Gehirn

Das neue Wissen über Glioblastome könnte zum Ansatzpunkt wirksamer Therapien werden

Von Cornelia Scherpe
11. November 2015

Die Diagnose Glioblastom ist furchtbar, denn dabei handelt es sich um Krebs im Gehirn. Aufgrund der Lager ist ein operativer Eingriff oft nicht möglich und

zeigen selten eine Wirkung. Die Krebszellen im Gehirn besitzen eine besondere Resistenz, der sich deutsche Forscher an der Universitätsklinik Heidelberg nun eingehender gewidmet haben. Das Ergebnis ihrer Arbeit sind neue Erkenntnisse, die zum ersten Mal zeigen, welches erschreckende und zugleich geniale Netzwerk Glioblastome bilden.

Netzwerk zur Glioblastombildung

Die Krebszellen im Gehirn nutzen bei ihrer Ausbreitung spezielle molekulare Signalwege. Diese Wege entstehen bereits im Mutterleib, denn beim Heranreifen des Ungeborenen sind sie notwendig, um das komplexe Netzwerk aus Nervenzellen entstehen zu lassen.

Die Krebszellen nutzen diese alten Signalwege nun aus, um ihrerseits ein Netzwerk zu gründen. Die einzelnen Tumorzellen vernetzen sich über lange Membranfortsätze und können so das komplette Gehirn durchdringen.

Das "böse" Zweithirn

Die Erkenntnis der Forscher geht auf Experimente mit Mäusen zurück. Im Labor hatte man die Nagetiere mit menschlichen Zellen eines Glioblastom infiziert und durch Mikroskopiertechnik verfolgt, wie der Krebs sich im Gehirn ausbreitete. Laut Aussage der Forscher sah es für sie tatsächlich so aus, als entstünde parallel zum vorhandenen Gehirn ein "böses" Zweithirn.

Die Wissenschaftler konnten zeigen, wie die einzelnen Tumorzellen über die Membranfortsätze miteinander Informationen austauschten; ganz wie die vernetzten Regionen des Gehirns es ständig tun.

Tumorzellen mit organähnlicher Struktur

Die Tumorzellen beim Glioblastom sind also kein einfacher Zellverband, sondern entwickeln eine organähnliche Struktur. Über Membranschläuche werden Moleküle hin und her geschickt und damit alle Zellen auf einen Wissenstand gebracht. Genau das macht die Therapie so schwierig, denn es können sich effektiv Resistenzen bilden.

Das neue Wissen über Glioblastome könnte zum Ansatzpunkt wirksamer Therapien werden. Die Forscher zeigten bereits im Experiment, dass unvernetzte Tumorzellen im Gehirn durch Bestrahlung absterben und nur die vernetzten Zellen überleben. Man muss also nach Wegen suchen,

  1. die Kommunikation zwischen den Zellen zu blockieren und
  2. den Schutz des Netzwerks so aufzulösen.