Urintest statt Abstrich: Neues Screening für Gebärmutterhalskrebs in der Entwicklung

Zur Vereinfachung der Früherkennung eines Zervixkarzinoms, wurde nun ein neues Verfahren erfolgreich getestet

Von Cornelia Scherpe
7. Dezember 2016

In Deutschland führen Frauenärzte bei jeder Patientin ab 20 Jahren im Rahmen der jährlichen Kontrolluntersuchung eine Krebsfrüherkennung durch. Durch einen schmerzlosen Abstrich werden einige Zellen vom Gebärmutterhals­ entnommen und im Labor untersucht. Das kostenlose Screening soll frühzeitig ein Zervixkarzinom (Gebärmutterhalskrebs) erkennbar machen. Seit einiger Zeit arbeiten Wissenschaftler an einer Vereinfachung des Tests. Statt Abstrich soll ein Urintest Aufschluss geben. Ein neues Verfahren wurde nun erfolgreich getestet.

Gen-Marker und DNS des HP-Virus'

Um zu wissen, auf welche Werte der Urintest achten muss, wurden Zellabstriche von 214 Frauen untersucht, bei denen die Früherkennung positiv ausgefallen war. Man identifizierte drei Gen-Marker, die eine Krebswahrscheinlichkeit von 90 Prozent mit sich bringen. Diese drei menschlichen Gene galt es daher, im Urintest nachzuweisen. Die Entwicklung des Tests funktionierte und ergab eine Genauigkeit von über 80 Prozent.

Die Forscher gingen aber noch einen Schritt weiter und suchten nicht nur nach menschlichen Risikogenen, sondern nach der DNS des HP-Virus. Der Humane Papilloma­virus wird durch Sex übertragen und gilt als der Auslöser von Gebärmutterhalskrebs. Findet man in einer Urinprobe sowohl die drei Risikogene als auch DNS vom Virus, ist eine Krebsdiagnose sehr wahrscheinlich.

Um zu erfahren, wonach im Urintest gesucht werden muss, wurden erneut die Abstriche von Patientinnen mit HPV untersucht. In den 115 Zellproben fand man ein auffälliges HPV-Gen, das sich ebenfalls im Urin wiederfand. Die Genauigkeit stieg noch einmal weiter.

Urintest und Abstrich im Vergleich

Stellt man den klassischen Abstrich dem neuen Urintest gegenüber, ergeben sich folgende Quoten, die nah beieinander liegen:

  • Beim Abstrich liegt die Sensitivitätsquote bei 90 Prozent und beim Urintest bislang bei 75 Prozent.
  • Bei der Spezifität kommt der Abstrich auf 98 Prozent und der Urintest auf 83,3 Prozent.

Als Sensitivität wird das Erkennen von richtig-positiven Fällen bezeichnet. Es bedeutet, dass nach positivem Testergebnis die Betroffenen auch wirklich krank sind. Die Spezifität hingegen gibt die richtig-negativen Ergebnisse an. Fällt der Test also negativ aus, ist die betroffene Person auch wirklich nicht krank.