Der Sichelfuß - Ursachen, Symptome und Behandlung

Unter einem Sichelfuß, auch Pes adductus genannt, versteht man eine Fußfehlstellung. Dabei kommt es zu einer Verdrehung des Vorderfußes nach innen. Oftmals sind beide Füße betroffen. Die Ursachen liegen in verstärkten Aktivitäten bestimmter Muskeln; ein Sichelfuß kann aber auch angeboren sein. Informieren Sie sich über Ursachen, Symptome und Behandlung eines Sichelfußes.

Von Jens Hirseland

Ein Sichelfuß wird in der Medizin auch als Pes adductus bezeichnet. Diese Fußfehlstellung kann sowohl angeboren sein als auch im Laufe der Zeit erworben werden.

Bei einem Sichelfuß handelt es sich um eine verstärkte Vorwölbung von Mittelfuß und Zehen nach innen, was man auch als Adduktionsstellung bezeichnet. Zudem knickt die Ferse oftmals nach innen ab. Manchmal bleibt sie aber auch unverändert.

In vielen Fällen kommt es an beiden Füßen zu dieser Fehlstellung. Schmerzen und Bewegungseinschränkungen treten bei einem Sichelfuß normalerweise nicht auf. Besonders betroffen von einem Sichelfuß sind Jungen.

Ursachen

Verursacht wird ein Sichelfuß durch verstärkte Aktivitäten von Muskeln wie dem Schienbeinmuskel (Musculus tibialis anterior) oder dem Großzehenadduktor (Musculus adductor hallucis). Diese Aktivitäten sind stärker als die der anderen Fußmuskeln. Unterschieden wird zwischen einem angeborenen und einem erworbenen Sichelfuß.

Angeborener Sichelfuß

Ein angeborener Sichelfuß wird vererbt. Die Fehlstellung prägt sich dann aus, wenn bei beiden Elternteilen die entsprechenden Merkmale vorhanden sind. In diesem Fall spricht man von einem rezessiven Erbgang.

Doch auch aufgrund der Lage in der Gebärmutter kann es zu einem Sichelfuß kommen; je nachdem wie eng es für das Baby ist, kann es sein, dass der Fuß in diese Zwangshaltung geführt wird. Bei Frühgeborenen kann man einen Sichelfuß fast nie erkennen.

Erworbener Sichelfuß

Zu einem erworbenen Sichelfuß kommt es weitaus häufiger als zu einem angeborenen Sichelfuß. Seine Ausprägung ist jedoch in der Regel geringer.

Als Grund gilt eine bevorzugte Bauchlage des Babys. Bei einer solchen Position liegen die Zehen des Kindes permanent auf, wodurch die Gefahr besteht, dass sich der Vorderfuß nach innen verdreht. Schließlich wächst der Vorderfuß in die Sichelstellung hinein.

Symptome und Diagnose

Ein typisches Merkmal für einen Sichelfuß ist, dass die Fußspitze und die Mitte des Fußes nach innen gestellt sind. Auch die Zehen oder einzelne Zehen verlagern sich auf die Innenseite.

Die Ferse knickt entweder nach innen ab oder bleibt gerade. Im Falle eines angeborenen Sichelfußes besteht meist auch eine Deformierung der großen Zehe, die im Grundgelenk zum Nachbarfuß abgeknickt ist, was man als Hallux varus bezeichnet.

Durch die Fehlstellung bei einem Sichelfuß richtet sich der Gang des Betroffenen meist deutlich nach innen. Obwohl sich das Aussehen des Fußes verändert, bleiben die Betroffenen in den meisten Fällen von Beschwerden wie Bewegungseinschränkungen oder Schmerzen verschont.

Die Diagnose bei einem Sichelfuß lässt sich rasch durch sein äußeres Erscheinungsbild erstellen. Mithilfe von Röntgenaufnahmen kann das Ausmaß der Fehlstellung ermittelt werden.

Behandlung

Eine Behandlung des Sichelfußes ist in den meisten Fällen nicht notwendig. Bei vielen Kindern korrigiert sich die Fehlstellung während des Wachstums von ganz allein. Nur wenn dies nicht geschieht, erfolgt eine Behandlung, bei der man eine manuelle Korrektur vornimmt.

Beschränkt sich die Fehlstellung auf den Vorderfuß, wird der Sichelfuß immer wieder in die normale Position gedrückt. Durch ein leichtes Bestreichen des äußeren Fußrandes fördert man die normale Ausrichtung des Fußes.

Für den Fall, dass auch der Mittelfuß von der Fehlstellung betroffen ist, legt man zeitweise redressierende Gipsverbände am Oberschenkel an. Außerdem bekommen die betroffenen Kinder spezielle Lagerungsschalen, die sie nur in der Nacht tragen.

Für Kinder, die bereits stehen oder laufen, werden spezielle Schuheinlagen verwendet. Diese verfügen über einen vorgezogenen Innenrand und umfassen die Fersen. Führen die konservativen Behandlungsmaßnahmen nicht zum Erfolg, nimmt man einen chirurgischen Eingriff vor, was jedoch nur selten der Fall ist.

Dabei kann entweder die Sehne am Ansatz des Großzehenadduktors durchtrennt werden; eine andere Möglichkeit ist die Entfernung von unterschiedlichen Gelenkkapseln im Fuß. Letztere Methode macht die Fixierung mit Drähten notwendig. Bei erwachsenen Patienten verändert man die Mittelfußknochen-Stellung, indem Knochenteile entfernt werden.

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