Bei Adipositas fehlen Sättigungshormone im Darmtrakt

Adipositas hat Effekt auf die Darmschleimhaut - das Sättigungsgefühl setzt später ein

Von Cornelia Scherpe
27. September 2017

Wer nicht nur leichtes Übergewicht hat, sondern fettleibig ist, leidet an Adipositas. Betroffenen fällt es trotz Abnehmversuchen meist sehr schwer, allein durch Sport und Ernährung gegen die Kilos vorzugehen. Ein Grund dafür dürfte im Darmtrakt zu finden sein: Forscher haben belegt, dass Menschen mit Adipositas weniger Sättigungshormone im Darm ausschütten. Aus diesem Grund stellt sich bei ihnen viel langsamer als bei schlanken Personen das Gefühl ein, der "Bauch ist voll". Das erschwert eine Diät deutlich.

Ein gesunder Mensch besitzt im Darmtrakt unzählige Schleimhautzellen. Sie sind dafür verantwortlich, den Nahrungsbrei zu verwerten und wichtige Stoffe in den Körper aufzunehmen. Die Funktion dieser so genannten Resorption erfüllen 99 Prozent der Schleimhautzellen.

Das übrige ein Prozent hingegen ist dafür da, den Verdauungsprozess zu überwachen und ein Signal abzusetzen, wenn genügend Nähstoffe angekommen sind. Es werden Hormone auf den Weg ins Gehirn geschickt, die als Botenstoffe die wichtige Sättigungsbotschaft überbringen.

Studie überprüft den Zusammenhang

Eine Studie untersuchte 24 adipöse und 24 schlanke Menschen durch Blutproben und über Gewebeproben. Die Gruppe der Adipösen hatte sich für eine Operation entschieden, um abzunehmen. Die gesunden Teilnehmer hatten aus anderen Gründen eine Magenspiegelung vor sich. Daher waren alle geeignet, um zusätzlich Zellen aus dem Verdauungstrakt zu gewinnen.

Zunächst entnahm man allen Teilnehmern nach einer Mahlzeit etwas Blut und analysierte es im Labor. Bei sämtlichen übergewichtigen Teilnehmern waren nach dem Essen deutlich weniger Sättigungshormone im Blut nachweisbar. Drei Monate nach der OP, bei der eine Magenschlauchbildung herbeigeführt wurde ("Sleeve-Gastrektomie" genannt), führte man die Untersuchung erneut durch. Wieder durften beide Gruppen sich satt essen und dieses Mal ließen sich auch im Blut der ersten Gruppe mehr Sättigungshormone nachweisen.

Verlust der Zellen ist umkehrbar

Die Untersuchung der Gewebeproben konnte zeigen, wie dieser Effekt zu erklären ist: Solange die adipösen Teilnehmer starkes Übergewicht hatten, besaßen sie weniger hormonbildende Schleimhautzellen im Magen. Deren Anzahl wuchs erst wieder, nachdem die Magen-OP anschlug. Warum Adipositas diesen Effekt auf die Darmschleimhaut hat, kann die Studie nicht erklären. Betroffene sollten jedoch Hoffnung daraus schöpfen, dass der Verlust der Zellen offenbar umkehrbar ist.