Neue Wege in der Adipositas-Forschung: Mit braunen Fettzellen gegen das Übergewicht

Forscher halten braune Fettzellen für den Schlüssel der zukünftigen Adipositas-Behandlung

Von Cornelia Scherpe
20. April 2015

Schon länger weiß die Medizin, dass Fettgewebe nicht gleich Fettgewebe ist. Es gibt verschiedene Arten, die im Stoffwechsel auch unterschiedliche Funktionen erfüllen.

Bei Neugeborenen machen die braunen Fettzellen rund 15 Prozent des gesamten Körpergewichts aus. Für Babys ist das wichtig, denn braunes Fettgewebe ist notwendig, um Wärme zu produzieren. Mit dem Heranwachsen verliert sich das braune Körperfett und liegt im Erwachsenenalter bei unter einem Prozent.

Braune Fettzellen können den gesamten Energiebedarf des Körpers steigern

Auf der Waage fällt es dadurch mit circa 60 Gramm ins sprichwörtliche Gewicht. Obwohl braune Fettzellen für Männer und Frauen also mengenmäßig fast nicht zählen, spielen sie für unseren Stoffwechsel eine umso größere Rolle. Forscher haben herausgefunden, dass durch bewusstes Aktivieren dieser Zellen der gesamte Energiebedarf des Körpers steigt.

Diese Erkenntnis ist besonders für die Adipositas-Medizin wichtig. Menschen, die fettleibig sind, benötigen Therapien, um das starke Übergewicht zu reduzieren. Wissenschaftler glauben, in den braunen Fettzellen einen Schlüssel für die Zukunft der Behandlungen gefunden zu haben.

Versuch mit Mäusen erweist sich als erfolgreich, mit Menschen etwas weniger

Im Versuch mit Mäusen ist es bereits ganz einfach: Leben die Tiere in einer kühlen Umgebungstemperatur, aktiviert dies die braunen Fettzellen. Sie reagieren auf die Kälte und "erinnern" sich quasi an die Funktion, die sie im Säuglingsalter haben.

Sie kümmern sich um die Wärmeregulation und schützen den Körper vor dem Auskühlen. Dabei verbraucht der Körper mehr Energie und gespeicherte Pfunde purzeln.

Erste Experimente mit Freiwilligen waren dagegen nicht ganz so durchschlagend. Offenbar verfügt der Mensch über einen deutlich komplizierteren Stoffwechsel als Mäuse. Die Studienteilnehmer konnten durch den Aufenthalt in einem kühlen Raum ihre Fettzellen nicht so effektiv wie die Nager aktivieren.

Dennoch stieg der Energiebedarf auch bei den Menschen. Im Schnitt kam man auf 200 kcal mehr pro Tag. Die Forscher sehen das als Anfang und als Zeichen dafür, dass die Adipositas-Medizin auf dem richtigen Weg ist.