Fatigue-Syndrom - Ursachen, Symptome und Behandlung

Beim Fatigue-Syndrom handelt es sich um einen extremen und anhaltenden Erschöpfungszustand. Es gibt verschiedene Ursachen für die Entstehung eines Fatigue-Syndroms; besonders oft gilt es als Begleitsymptom einer Krebserkrankung. Meist bildet sich die Krankheit zurück, wenn die Krebsbehandlung beendet ist. Das Fatigue-Syndrom äußert sich durch einen ausgeprägten Erschöpfungszustand. Die Diagnose stellt meist der Hausarzt. Lesen Sie alles Wissenswerte über das Fatigue-Syndrom.

Von Claudia Haut

Krankheitsbild

Fatigue ist eine besondere Form der Entkräftung oder Ermattung, die besonders häufig als Begleitsymptom bei chronischen Krankheiten und nach dem Ende von Tumorbehandlungen auftritt. Sehr oft sind Krebspatienten vom Fatigue-Syndrom betroffen, doch auch Patienten mit

leiden an extremen Erschöpfungszuständen. Weil das Krankheitsbild dem der depressiven Störungen sehr ähnlich ist, ist eine sorgfältige Diagnose entscheidend.

Fatigue geht mit ständiger Müdigkeit, Antriebslosigkeit oder Konzentrationsschwierigkeiten einher. Auch wenn Betroffene sehr viel schlafen, bessert sich der Zustand nicht. Wohlmeinende Ratschläge, sich richtig auszuruhen oder an die frische Luft zu gehen, beseitigen das Problem nicht.

Bereits geringe Belastungen können bei Betroffenen eine Überforderung auslösen. Daraus resultierend schränken viele Fatigue-Patienten ihre beruflichen und auch privaten Aktivitäten ein. Auch die Lebensqualität wird so massiv eingeschränkt.

Das Fatigue-Syndrom tritt vermehrt im Zuge von Strahlen- oder Chemotherapien auf. Ebenso können die verabreichten Medikamente andauernde Erschöpfungszustände begünstigen. Wissenschaftler vermuten, dass etwa 75 bis 80 Prozent der Krebspatienten während der Behandlung ein Fatigue-Syndrom entwickeln.

Ursachen

Da das Fatigue-Syndrom überwiegend bei Krebspatienten auftritt, ist vermutlich der bösartige Tumor ein Auslöser der Erkrankung. Ein Tumor hat durch seine selbst produzierten Stoffe negative Auswirkungen auf einen Großteil der Körperfunktionen.

Fieberschübe oder Blutarmut können die Folgen sein. Betroffene fühlen sich schlecht, müde und erschöpft.

Auch die strapaziöse Behandlung der Krebserkrankung mit Operation, Strahlen- und/oder Chemotherapie tragen zur Entstehung des extremen Erschöpfungszustandes bei. Durch Therapiemaßnahmen wie Bestrahlungen wird häufig auch gesundes Gewebe angegriffen, was ebenfalls die Entstehung von Fatigue fördert. Zudem leiden Tumorpatienten unter einer enormen psychischen Belastung, was viele Energien aufzehrt.

Oftmals besteht auch ein Eisenmangel aufgrund der Krebstherapie. Auch die ständige Angst der Krebspatienten um das eigene Leben kann das Fatigue-Syndrom auslösen, ebenso wie einige Medikamente.

Des Weiteren gelten

als mögliche Ursachen. Nicht bei jeder Krebserkrankung tritt als Begleitkrankheit das Fatigue-Syndrom auf. Es kommt jedoch auch nicht selten vor.

Verlauf

Patienten, die eine Chemotherapie bekommen, bemerken nur wenige Tage nach Beginn der Therapie die ersten Beschwerden. Je mehr Zyklen eine Chemotherapie hat, desto höher ist das Risiko, an dem Fatigue-Syndrom zu erkranken. Patienten, die im Rahmen ihrer Krebsbehandlung eine Strahlentherapie erhalten, leiden meist auch noch mehrere Monate nach Abschluss der Behandlung unter den Beschwerden des Fatigue-Syndroms.

Tritt das Fatigue-Syndrom im Zusammenhang mit einer Operation auf, verschwinden die Beschwerden meist nach kurzer Zeit wieder. Patienten mit dem Fatigue-Syndrom können ihrem normalen Alltag meist nicht mehr nachgehen.

Selbst die einfachsten Tätigkeiten im Beruf oder Haushalt kosten sie Überwindung und sind kaum zu schaffen. Viele Patienten kapseln sich dadurch von ihrer Umwelt ab.

Symptome

Patienten mit dem Fatigue-Syndrom leiden unter einer starken Müdigkeit. Die Patienten fühlen sich erschöpft und schlapp und selbst ausreichend Schlaf und Schonung bewirken keine Besserung der Beschwerden.

Durch die anhaltende Müdigkeit können sich die Betroffenen zu nichts aufraffen und kommen nur mühsam durch ihren Alltag. Selbst das Zähneputzen fällt ihnen oftmals schwer.

Die Patienten sind leicht reizbar und können sich schlecht konzentrieren. Sie leiden unter Depressionen und zeigen keine Freude mehr am Leben. Das Fatigue-Syndrom bewirkt, dass die Patienten absolut nicht mehr belastbar sind.

Oft nehmen Betroffene die Anzeichen hin, ohne sie weiter zu hinterfragen und sich einem Arzt anzuvertrauen, da sie die bleierne Müdigkeit auf die Nachwirkungen der Krebstherapie zurückführen und auf baldige Besserung hoffen. Ein geschulter Mediziner erkennt die Anzeichen einer echten Fatigue jedoch schnell und kann entsprechende Gegenmaßnahmen einleiten.

Weitere Symptome für das typische Erschöpfungssyndrom bei Krebserkrankten oder chronisch Kranken:

  • Aufmerksamkeitsschwäche
  • Konzentrationsprobleme
  • Motivationsschwierigkeiten
  • Allgemeine Schwäche
  • Schweregefühl
  • Beeinträchtigtes Schlafverhalten
  • Anhaltende emotionale Schwankungen
  • Probleme bei der Bewältigung von Alltagsaufgaben oder Arbeitsaufgaben

Das Fatigue-Syndrom darf nicht mit dem chronischen Fatigue-Syndrom verwechselt werden. Beide Erkrankungen zeigen zwar ähnliche Symptome, jedoch stellt das Fatigue-Syndrom ein eigenständiges Krankheitsbild dar. Es tritt überwiegend bei Patienten mit Krebserkrankungen oder chronischen Erkrankungen wie Aids oder Multiple Sklerose auf.

Diagnose

Mediziner nutzen zur Diagnosestellung international definierte Kriterien. Ein Fatigue-Syndrom liegt laut dieser Definitionskriterien vor, wenn Patienten über einen Zeitraum von einem Monat oder zwei Wochen jeden Tag unter starker Erschöpfung leiden und trotz ausreichender Schlaf- und Ruhephasen ein sehr niedriges Energielevel aufweisen.

Allerdings passen die ermittelten Ergebnisse nicht immer zum subjektiven Empfinden der Patienten. Die Messdaten weichen häufig von den Schilderungen Betroffener erheblich ab. Deshalb ist die Selbsteinschätzung besonders wichtig, denn nur dann kann der Arzt das Fatigue-Syndrom sicher diagnostizieren und geeignete Maßnahmen empfehlen.

Die Diagnostik erfolgt meist beim Hausarzt. Dieser weiß über die bestehende Grunderkrankung Bescheid und fragt den Patienten nach seinen genauen Beschwerden. Häufig werden die Symptome von den Patienten lange Zeit nicht erwähnt, da sie davon ausgehen, es seien normale Begleitsymptome der schweren Grunderkrankung.

Der Arzt führt eine körperliche Untersuchung durch und entnimmt Blut. Aus den Blutwerten kann der Arzt erkennen, ob zum Beispiel ein Eisenmangel vorliegt.

Auch andere Erkrankungen, die ähnliche Symptome verursachen, müssen im Rahmen der Untersuchung ausgeschlossen werden. Für die Diagnosestellung Fatigue-Syndrom gibt es einen Fragenkatalog, der dem Arzt die Diagnosestellung erleichtert.

Behandlung

Eine einheitliche Therapie zur Behandlung des Fatigue-Syndroms gibt es nicht. Die Behandlung richtet sich individuell nach den genauen Beschwerden und der Grunderkrankung des Patienten.

Medikamentöse Therapie

Da bei vielen Patienten mit einer Krebserkrankung aufgrund der Krebstherapie ein Eisenmangel vorliegt, erhalten die Patienten mit Fatigue-Syndrom oftmals eine Bluttransfusion. Die Transfusionen zeigen meist rasch einen Erfolg, haben jedoch Infektionen als Nebenwirkungen.

Zur Bildung roter Blutkörperchen, die bei einem Eisenmangel nur vermindert vorhanden sind, können auch spezielle Hormone verabreicht werden. Bis die Patienten hier die ersten Erfolge verspüren, können jedoch mehrere Wochen vergehen.

Sind Medikamente die Ursache des Fatigue-Syndroms, wird der Arzt Alternativen zu diesen Medikamenten suchen oder die Dosis reduzieren. Teilweise erhalten die Patienten auch Medikamente gegen ihre Depressionen und die Schlafstörungen.

Sind psychische Faktoren Auslöser eines Erschöpfungssyndroms mit negativen Stimmungen, andauernder Motivationslosigkeit und Antriebsschwäche, kann der Arzt Antidepressiva verordnen. Jedoch ist diese Behandlungsmethode keine Dauerlösung.

Psychotherapeutische Therapie

Meist erhalten die Patienten neben der medikamentösen Therapie auch eine psychotherapeutische Unterstützung, um mit ihrer schweren Grunderkrankung besser zurechtzukommen. Der Therapeut erklärt den Patienten auch, dass sich ihre Grunderkrankung durch das Fatigue-Syndrom nicht verschlimmern wird, auch wenn sich die Patienten durch die neue Krankheit äußerst schlecht fühlen. Gesprächstherapien in der Gruppe oder als Einzelsitzung sind gut geeignet, um das Fatigue-Syndrom und seelische Belastungsstörungen in den Griff zu bekommen.

Körperliche Betätigung

Sehr gute Behandlungserfolge werden mit leichter körperlicher Bewegung erzielt. Dazu zählt zum Beispiel das Schwimmen oder Spazierengehen. Etwaige vorhandene Mangelzustände wie beispielsweise Blutarmut oder Elektrolytverschiebungen müssen vor einer solchen Behandlung natürlich ausgeglichen werden.

Auch wenn die Patienten eine Krebserkrankung haben, sollten sie sich nicht übermäßig schonen, sondern regelmäßig körperlich betätigen. In den meisten Fällen verschwinden die Symptome des Fatigue-Syndroms einige Wochen oder Monate nach Abschluss der Krebsbehandlung wieder.

Schon Spaziergänge mit zügigem Tempo steigern die Leistungskraft und wirken einer Fatigue entgegen. Optimal ist es, wenn unter medizinischer Aufsicht bereits während der Therapiephase gezielte Bewegungsübungen durchgeführt werden und nicht erst nach Therapieende.

Vorbeugung

Vorbeugen kann man der Krankheit nur dadurch, dass sich Patienten mit einer schweren Grunderkrankung möglichst gesund und vitaminreich ernähren. Auch regelmäßiger Ausdauersport sollte durchgeführt werden. Die Patienten sollten regelmäßig schlafen und Symptome des Fatigue-Syndroms von Anfang an ernst nehmen und ihrem behandelnden Arzt mitteilen.

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