Erstes Medikament gegen die Binge-Eating-Störung

Der Wunsch vieler Patienten nach einer medikamentösen Unterstützung könnte wahr werden

Von Cornelia Scherpe
21. Januar 2015

Bei der Binge-Eating-Störung, kurz BED, handelt es sich um eine Essstörung. Betroffene werden immer wieder von plötzlichen Heißhungerphasen ergriffen. In diesen Momenten essen sie wie unter Zwang große Portionen.

BED ist durch einen Verlust der Selbstbeherrschung gekennzeichnet, was den Patienten nach einer akuten Phase mit Schuldgefühlen oder gar Selbsthass zurücklässt. Gleichzeitig kommt es durch das übermäßige Essen zu Übergewicht, was das Selbstwertgefühl weiter sinken lässt und weitere psychische Probleme nach sich ziehen kann.

Unterstützung durch Medikamente

Bisher können Ärzte den Betroffenen nur mit einer Verhaltenstherapie helfen. Deren Erfolge sind zwar recht gut, doch die Behandlung langwierig. Viele Patienten wünschen sich daher eine medikamentöse Unterstützung und diese könnte es bald geben.

In einer Studie zur Binge-Eating-Störung wurde der Wirkstoff "Lisdexamfetamin" getestet. Er stammt eigentlich aus der Therapie von ADHS und ist seit 2013 auf dem Arzneimittelmarkt zugelassen.

Der Versuch mit 259 BED-Patienten hat nun gezeigt, dass auch für diese Zielgruppe der Wirkstoff interessant ist. Die Essattacken nahmen nachweislich ab.

Versuch mit BED-Patienten

Die Ärzte hatten vier Gruppen gebildet. Neben einer Placebogruppe gab es drei Gruppen, die verschiedene Wirkstoffstärken erhielten:

  • 30
  • 50 oder
  • 70 Milligramm.

Die Patienten wurden dann über elf Wochen betreut, um festzuhalten, ob und wie stark die Essattacken zurückgehen.

Das Ziel war es, vier Wochen komplett ohne die Zwangsphasen zu erleben. Dies schafften tatsächlich 50 Prozent aller Patienten, die mit 70 Milligramm die stärkste Dosierung erhalten hatten.

Placeboeffekt und Wirkung

Unter 50 Milligramm waren es immerhin 42,2 Prozent. Der Erfolg war wie erhofft in der Kontrollgruppe am kleinsten. Hier hatten 21,3 Prozent mindestens einen Monat keine Essattacken.

Ein gewisser Placeboeffekt ist somit zwar da, aber verhältnismäßig klein und die Wirkung des Wirkstoffes deutlich. Während in der Kontrollgruppe auch kein Gewichtsverlust eintrat, verloren die übrigen Patienten im Schnitt rund fünf Kilo.