Erbkrankheit gegen Sonnenstrahlen: Neues Medikament soll Patienten helfen

Der Wirkstoff Afamelanotid soll Patienten mit der sogenannten "Lichtallergie" helfen und ist in der EU nun zugelassen

Von Cornelia Scherpe
7. Juli 2015

Der Fachausdruck für die Krankheit ist kaum auszusprechen: erythropoetische Protoporphyrie. Es handelt sich dabei um ein angeborenes Leiden, das die Betroffenen im wahrsten Sinne des Wortes zu einem Schattendasein zwingt.

Aufgrund des Gendefekts können die Patienten keine direkte Sonnenstrahlung vertragen, ohne Hautprobleme zu bekommen. Diese gehen von Rötungen und Jucken über schmerzhafte Einblutungen bis hin zu einer Blasenbildung.

Diese "Lichtallergie" entsteht, da der Gendefekt zu einem Enzymmangel führt. Betroffene haben zu wenig Ferrochelatase.

Studien testen Afamelanotid an europäischen und US-amerikanischen Testpersonen

Eine Hilfe für Patienten könnte der Wirkstoff Afamelanotid sein, der zumindest in Italien bereits zugelassen ist. Die Sicherheit und Wirksamkeit wurde nun in zwei Studien eingehender untersucht.

Da die Erbkrankheit jedoch so selten ist, sind die Teilnehmerzahlen entsprechend gering. In der ersten Studie arbeitete man mit 74 Betroffenen aus Europa und in der zweiten mit 60 Patienten aus den USA.

Alle erhielten den Wirkstoff über neun (Europa) oder sechs (USA) Monate und wurden dann mit größter Vorsicht dem Sonnenlicht ausgesetzt. Sie sollten dabei nur solange in der Sonne bleiben, bis erste Schmerzen spürbar werden.

Patienten können dank des Medikamentes für einige Stunden in die Sonne

Patienten aus Europa konnten dies dank des Wirkstoffes nun sechs Stunden lang. Davor waren es im Schnitt nur 0,8 Stunden gewesen.

Bei den US-Patienten stieg die Sonnentoleranz von 40,8 Stunden auf 69,4 Stunden an. Die sehr unterschiedliche Stundendauer lässt sich vor allen Dingen auf die andere geografische Breite zurückführen.

Afamelanotid-Therapie in der EU zugelassen

Insgesamt zeigte sich die Vergabe von Afamelanotid als sehr sicher. Die europäische Arzneimittel-Agentur hat diese Ergebnisse bereits bewertet und gibt basierend auf Sicherheit und Wirkung grünes Licht.

Die Therapie ist damit in der EU nun zugelassen. In den USA steht die Entscheidung derzeit noch aus. Die Hersteller sind allerdings sehr zuversichtlich, dass sich die Therapie gegen erythropoetische Protoporphyrie überall durchsetzen wird.