Reflexepilepsie - Epileptische Anfälle als Reaktion auf äußere Reize

Als Reflexepilepsie bezeichnet man eine besondere Form von Epilepsie. Sie wird durch bestimmte Reize oder Bewegungen ausgelöst. Geistige Vorgänge, aber auch optische Wahrnehmungen können dabei eine Rolle spielen. Je nach Auslöser unterscheidet man zahlreiche Subtypen. Neben einer Behandlung mit Medikamenten kommt es vor allem darauf an, Situationen, in denen ein Anfall ausgelöst wird, zu vermeiden. Lesen Sie alles Wissenswerte über die Reflexepilepsie.

Von Jens Hirseland

Definition

Von einer Reflexepilepsie spricht man, wenn ein Epilepsieanfall durch bestimmte Bewegungen oder Reize hervorgerufen wird. Dabei kann es sich um optische Wahrnehmungen, aber auch um geistige Vorgänge wie zum Beispiel Schreiben oder Rechnen handeln.

Die Epilepsie bezeichnet man auch als Krampfleiden oder Fallsucht. Dabei leiden die Betroffenen unter plötzlich auftretenden Krampfanfällen.

Ein solcher Epilepsieanfall entsteht durch synchrone anfallsartige Entladungen von Neuronengruppen innerhalb des Gehirns. Es gibt verschiedene Formen von Epilepsie, zu denen auch die Reflexepilepsie gehört.

Die Einteilung der Reflex-Anfälle erfolgt in die photosensitive Epilepsie, die als "reine" Reflex-Epilepsie gilt und durch einfache sensorische Reize oder Bewegungen ausgelöst wird. Daneben gibt es die komplexe Gruppe der Epilepsien, die durch höhere emotionale und geistige Prozesse verursacht wird (verbale und nicht-verbale Epilepsie).

Des Weiteren kann eine Einteilung in primäre und idiopathische Epilepsie sowie ein sekundäre oder symptomatische Epilepsie erfolgen. Im Allgemeinen sieht man die Reflex-Epilepsie als idiopathisch an.

Ursachen

Bei einer Reflexepilepsie wird ein Krampfanfall entweder durch

  • visuelle
  • auditorische
  • somato-sensitive
  • somato-motorische
  • kognitive
  • emotionale
  • mentale oder
  • sensorische

Reize oder durch bestimmte Bewegungen verursacht. Dabei kann es sich um einen ganz bestimmten Auslöser oder mehrere eng verwandte Auslöser handeln.

Meistens sind die Reize laut und treten plötzlich auf. Optische oder taktile Reize rufen dagegen seltener Krampfanfälle hervor. Der Ablauf eines solchen Epilepsieanfalls ist meist generalisiert und nur selten partial.

Formen

Man unterteilt die Reflexepilepsie in verschiedene Subformen.

Fotogene Epilepsie

Dazu gehört unter anderem die so genannte fotogene Epilepsie, die am häufigsten vorkommt. In diesem Fall wird ein epileptischer Anfall durch eine rhythmische Lichtstimulation verursacht.

Dabei wirkt rotes oder strukturiertes Licht anfallsauslösender als blaues oder diffuses Licht. Eine wichtige Rolle spielen dabei auch

  • die Stärke des Lichts
  • der Kontrast sowie
  • die Lichteinwirkung auf die Augen.

Fernsehepilepsie

Eine weitere Subform ist die Fernsehepilepsie. Dabei erleiden die Betroffenen einen epileptischen Anfall, wenn sie dicht vor einem Fernsehgerät oder einem Computer sitzen. Besonders häufig kommt es zu Anfällen, wenn das Bild flimmert oder das Gerät ein- oder ausgeschaltet wird.

Leseepilepsie

Von einer Leseepilepsie spricht man, wenn der Epilepsieanfall durch kognitive, visuelle oder motorische Faktoren wie beispielsweise lautes Lesen hervorgerufen wird. Dabei spielt der gelesene Text jedoch keine Rolle.

Hält der Reiz an, können generalisierte tonisch-klonische Anfälle auftreten. Eine Leseepilepsie ist meist erblich bedingt und tritt in der Pubertät auf.

Musikogene Epilepsie

Zu einer musikogenen Epilepsie kommt es durch das Hören von Musik. Dabei können auch bestimmte Melodien eine Rolle spielen.

Oftmals tritt der Anfall erst mehrere Minuten nach dem verursachenden Reiz auf. Er kann sowohl durch melodische als auch durch rhythmische Musik ausgelöst werden. Bei den meisten Betroffenen handelt es sich um musikinteressierte Menschen oder sogar aktive Musiker.

Zahnputzepilepsie

Von einer Zahnputzepilepsie spricht man, wenn ein epileptischer Anfall durch die Bewegungen beim Zähneputzen ausgelöst wird.

Weitere Epilepsieformen

Mitunter kann eine Reflexepilepsie auch durch ganz banale alltägliche Dinge wie einem Blick auf glitzerndes Wasser oder sonnenbeschienende Bäume ausgelöst werden. Weitere Formen von Reflexepilepsie sind unter anderem

  • die Denkepilepsie
  • die Discoepilepsie
  • die Rechenepilepsie
  • die Musterepilepsie
  • die Startle-Epilepsie
  • die Essepilepsie
  • die Reibeepilepsie
  • die Videospiel-Epilepsie
  • die Computerepilepsie

Behandlung

Wichtig für die Behandlung einer Reflexepilepsie ist vor allem die Vermeidung der Situation, die den Epilepsieanfall auslöst. Darüber hinaus werden Medikamente wie Lamotrigin oder Valproinsäure verabreicht. In den meisten Fällen ist die Prognose positiv.

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  • Reinhard Strametz Grundwissen Medizin: für Nichtmediziner in Studium und Praxis, UTB GmbH, 2017, ISBN 3825248860

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