Anämie während der Schwangerschaft erhöht Risiko für ADHS, Autismus und geistige Behinderung

Eine Blutarmut vor der 31. Schwangerschaftswoche ist für das Ungeborene besonders gefährlich

Von Cornelia Scherpe
7. November 2019

Unter dem Begriff Anämie fasst der Arzt einen zu geringen Hämoglobin-Wert zusammen. Der rote Blutfarbstoff ist wichtig für die Sauerstofftransportion im Körper. Im Falle einer Schwangerschaft wird durch einen Mangel nicht nur der mütterliche Organismus unterversorgt, sondern aufgrund der Verbindung in der Gebärmutter auch das Ungeborene. Eine Anämie ist für Schwangere daher doppelt gefährlich. Welche Auswirkungen die Blutarmut auf das Kind haben kann, hat eine aktuelle Studie betrachtet.

Studie zur Auswirkung einer Anämie während der Schwangerschaft

In Stockholm wurden 300.000 Menschen untersucht, die in den Jahrgängen 1987 bis 2010 zur Welt gekommen waren. Aus den Gesundheitsakten ihrer Mütter wusste man, welche der Frauen während der Schwangerschaft eine Anämie entwickelt hatte. Die Quote lag unter einem Prozent. Die kleine Teilgruppe der Betroffenen zeigte aber deutliche Auswirkungen des Mangels während der Zeit im Mutterleib.

War die Anämie vor der 31. Woche aufgetreten, stieg das Risiko auf Mangel- und Frühgeburten. Kam es erst ab Woche 31 zu Blutarmut, sank diese Gefahr deutlich.

Auch nach der Geburt beeinflusste die erlebte Anämie die Entwicklung der Kinder. Dank der gut vernetzten Krankenregister konnten die Forscher eindeutig nachvollziehen, welche Jungen und Mädchen gesundheitliche Probleme bekamen. In der Gruppe mit einer Anämie vor der 31. Schwangerschaftswoche litten 3,1 Prozent der Kinder an einer geistigen Behinderung. In der Gegengruppe lag diese Quote mit 1,3 Prozent deutlich darunter. In der Anämie-Gruppe bekamen zudem 9,3 Prozent der Kinder ADHS. Bei den anderen waren es nur 7,1 Prozent. Betroffen von einer Autismus-Spektrum-Störung waren bei anämischen Müttern 4,9 Prozent und bei gesunden Müttern 3,5 Prozent der Kinder.

Höherer Eisenbedarf in der Schwangerschaft

Die Unterversorgung im Mutterleib hat demnach vermutlich starke Auswirkungen auf die Entwicklung des Gehirns. Beweisen kann die Studie dies nicht restlos, da bei einer Beobachtungsstudie die Frage nach Ursache und Wirkung nicht geklärt werden kann. Die Empfehlung der Frauenärzte, ausreichend Eisen während der Schwangerschaft zu konsumieren, wird jedoch von der Studie gestützt. Da Schwangere einen höheren Eisenbedarf als gleichaltrige Frauen ohne Ungeborenes haben, wird häufig auch die Einnahme von Ergänzungsmitteln empfohlen.