Dysmorphophobie - Ursachen, Symptome und Behandlung

Als Dysmorphophobie bzw. körperdysmorphe Störung bezeichnet man eine Körperbildstörung. Das heißt, dass die Betroffenen eine gestörte Wahrnehmung ihres eigenen Körpers haben. Es werden verschiedene Ursachen als Auslöser für die Dysmorphophobie vermutet. Wie die Erkrankung verläuft, hängt davon ab, wann und ob sie behandelt wird. Eine Dysmorphophobie äußert sich durch unterschiedliche Symptome. Die Diagnostik erfolgt meist beim Psychotherapeuten. Lesen Sie alles Wissenswerte rund um die Dysmorphophobie.

Von Claudia Haut

Krankheitsbild Dysmorphophobie

Die Dysmorphophobie zählt zu den psychischen Erkrankungen. Der aus dem Griechischen stammende Begriff "Dysmorphophobie" bedeutet soviel wie "Furcht vor Missgestaltung". So stufen die betroffenen Personen ihren Körper als hässlich und abstoßend ein und halten ihn sogar für entstellt.

In Wahrheit handelt es sich jedoch nur um geringfügige Körpermakel. Aus diesem Grund gilt die Dysmorphophobie als Körperbildstörung oder körperdysmorphe Störung.

Vor allem Jugendliche im Alter zwischen 14 und 20 Jahren sind von der Dysmorphophobie betroffen. Sie sind der festen Überzeugung, hässlich zu sein und denken, dass auch alle anderen diesen Eindruck haben. Während Außenstehende überhaupt keinen oder nur einen geringen Makel sehen, glauben Betroffene unter schlimmen Defekten im Gesicht, an den Geschlechtsteilen oder an der Haut zu leiden.

Die "Schönheitshypochondrie" ist eine ernstzunehmende psychische Störung mit Beeinträchtigung der Körperwahrnehmung, die oft mit Symptomen wie

einhergeht. Häufig bleibt die Erkrankung allerdings unerkannt oder wird zu spät diagnostiziert. Der krankhafte Körperwahn kann erhebliche Ausmaße annehmen, wie völligen Rückzug oder Suizidversuch.

Besonders Mädchen leiden unter der eingebildeten Hässlichkeit, halten ihre Haare für zu dünn oder ihre Haut für schuppig. Oft betrachten sich die Mädchen mehrere Stunden im Spiegel und suchen verzweifelt nach Möglichkeiten, den als extrem empfundenen Makel zu beseitigen, bis hin zur fixen Idee, dass nur noch eine Schönheitsoperation helfen kann.

Variante Muskeldysmorphie

Von einer besonderen Variante der Dysmorphophobie, der so genannten Muskeldysmorphie, sind vorwiegend Männer betroffen. Sie haben die Ansicht, dass ihr Körper zu wenig muskulös oder zu klein ist.

Betroffene trainieren häufg im Übermaß und selbst wenn sie bereits sehr stark ausgeprägte Muskeln haben, empfinden sie das Gegenteil davon. Man bezeichnet diese Störung auch als Adoniskomplex oder inversse Anorexie. Mitunter werden auch Anabolika eingenommen; zudem spielt die eiweißreiche Ernährung eine bedeutende Rolle.

Ursachen und Risikofaktoren

Die genauen Ursachen der Erkrankung sind noch nicht bekannt. Es wird jedoch vermutet, dass sie genetisch bedingt sein könnte. In einigen Familien kommen psychische Erkrankungen gehäuft vor.

Auch Erkrankungen wie Stoffwechselstörungen können die Ursache einer Dysmorphophobie sein. Die betroffenen Patienten haben meist ein geringes Selbstbewusstsein, wurden in der Kindheit oft gehänselt oder haben einen übertriebenen Schönheitswahn.

Auch schlimme Erfahrungen in der Vergangenheit wie sexueller Missbrauch oder der Tod eines nahe stehenden Menschen können die Auslöser der Krankheit sein. Zudem sind Ablehnung im sozialen Umfeld und Minderwertigkeitsgefühle maßgeblich.

Ebenso spielen die Vorspiegelung vermeintlicher Schönheitsideale seitens der Medien und die zunehmende Akzeptanz von ästhetisch-chirurgischen Eingriffen eine Rolle bei der Entwicklung eines Hässlichkeitswahns. Kinder betteln ihre Eltern regelrecht an, mit ihnen zu einem Schönheitschirurgen zu gehen. Rund 50 Prozent der Erkrankten wurden bereits mehrfach behandelt, zum Beispiel bei Haarausfall oder Akne.

In einigen Fällen ist sicher eine Behandlung sinnvoll, doch bei der Schönheitshypochondrie handelt es sich um eingebildete Defekte, die keiner körperlichem Korrektur bedürfen, sondern in die Hände eines Psychologen gehören. Werden dennoch plastische Operationen vorgenommen, verbessert sich bei fast 80 Prozent der Patienten die Wahrnehmung nicht. Vielmehr konzentrieren sich die Gedanken schon nach kurzer Zeit auf angebliche Makel an anderen Körperstellen.

Die genannten Risikofaktoren lassen sich wie folgt einteilen:

  • psychosoziale Faktoren: Missbrauch, Vernachlässigung, Mobbing
  • biologische Faktoren: Hormonstörungen
  • aufrechterhaltende Faktoren: Konzentration auf das Äußere, sozialer Rückzug etc.

Verlauf

Wird die Krankheit nicht erkannt und behandelt, ziehen sich die Betroffenen immer weiter von ihrer Umwelt zurück. Sie trauen sich nicht mehr vor die Tür ihrer Wohnung in der Angst, jemand könnte über ihr Äußeres lästern.

Einige Betroffene neigen zu Kurzschlussreaktionen und nehmen sich das Leben. Oftmals ist die Erkrankung auch von Depressionen begleitet. Werden die Betroffenen jedoch von Freunden oder der Familie dazu überredet, sich einer Behandlung zu unterziehen, bestehen gute Erfolgsaussichten der Therapie.

Symptome

Patienten, die an einer Dysmorphophobie leiden, haben ständig die Befürchtung, ihr Äußeres könnte entstellt sein und sie würden deshalb von anderen Menschen ständig angestarrt. Die Betroffenen beschäftigen sich übermäßig viel mit ihrem Äußeren, teilweise bis zu acht Stunden täglich.

Sie schauen dauernd in den Spiegel und denken ständig über ihr Erscheinungsbild nach, und wie es auf ihre Umwelt wirkt. Die ersten Symptome der Krankheit zeigen sich meist in der Pubertät, in der es in gewissem Maße normal ist, wenn sich die Jugendlichen mit ihrem Äußeren beschäftigen.

Patienten mit einer Dysmorphophobie sind der Ansicht,

usw. Sind die Betroffenen zum Beispiel der Ansicht, der Bauch wäre zu dick, wird ständig der Bauchumfang gemessen, ob er sich nun verändert hat. Die Betroffenen kapseln sich immer mehr von ihrer Umwelt ab und verlassen ihre Wohnung oftmals nur noch abends oder nachts, wenn sie der Ansicht sind, nicht gut gesehen werden zu können.

Bis die Patienten ausgehfertig sind, vergehen oft Stunden. Die Haare werden gerichtet, Make-up aufgelegt, eine passende Kleidung ausgewählt usw. "Schwachstellen" werden dabei so gut wie möglich verdeckt, zum Beispiel durch weite Kleidung oder einen Hut.

Dabei werden unzählige Kleidungsstücke anprobiert, bis das richtige Teil gefunden wird. Patienten mit Dysmorphophobie fragen ihre Familie und Bekannten ständig, ob sie wirklich nicht hässlich sind oder sie versuchen die anderen zu überzeugen, dass irgendetwas an ihrem Körper nicht in Ordnung sei.

Bei der Dysmorphophobie handelt es sich um eine psychische Erkrankung. Die Betroffenen bilden sich ihr "unschönes Äußeres" nur ein, es handelt sich demnach um eine Wahrnehmungsstörung. Teilweise bestehen leichte körperliche Anomalien, die jedoch keinesfalls Anlass geben würden, in derartige Verfahrensmuster zu verfallen.

Diagnose

Bemerken Eltern, dass ihre Kinder sich nur noch für vermeintlich hässliche Körperregionen interessieren, sollten sie sich fachliche Hilfe holen. Kinder verschweigen psychische Belastungen häufig und fixieren sich stattdessen auf ihre Haare oder ihr Gesicht.

Patienten mit einer Dysmorphophobie haben wörtlich übersetzt eine Angst vor Verunstaltung ihres Körpers. Die Diagnostik erfolgt bei einem Psychotherapeuten, der im ersten Schritt den Patienten nach seinen Lebensgewohnheiten und seinem Tagesablauf befragt. Viele Patienten mit einer unerkannten Dysmorphophobie befinden sich jedoch auch bei Hautärzten oder kosmetischen Chirurgen in Behandlung, ohne dass diese die Erkrankung erkennen.

Hautärzte und Schönheitschirurgen sollten explizit nachfragen, und bei Verdacht auf eine psychische Störung Eltern den Besuch bei einem Kinder- und Jugendpsychologen empfehlen. Erkrankungen wie Depressionen müssen zunächst ausgeschlossen werden.

Um die Diagnose zu stellen, müssen einige Diagnosekriterien vorliegen. Dazu gehört die übermäßige Beschäftigung mit dem eigenen Körper bzw. dem eigenen Aussehen und dadurch verursachte Einschränkungen im privaten oder beruflichen Bereich. Im Rahmen seiner Diagnostik muss der Psychotherapeut auch andere Erkrankungen ausschließen können, wie

Behandlung

Hauptpunkt in der Therapie ist die psychotherapeutische Behandlung. Der Psychotherapeut führt eine so genannte Verhaltenstherapie durch, die oftmals gute Ergebnisse erzielt. Im Rahmen der Behandlung wird der Betroffene über seine Erkrankung aufgeklärt und von seinem Therapeuten angehalten, sich zum Beispiel ungeschminkt in der Öffentlichkeit zu zeigen und auf die Reaktion andere Menschen zu achten.

Dabei soll der Patient bemerken, dass die anderen Menschen in keinster Weise über das Äußere des Patienten lachen. Der Therapeut erarbeitet mit dem Patienten ein realistisches Selbstbild, das dem Patienten hilft, sich so zu sehen, wie er oder sie wirklich aussieht. In einigen Fällen werden zusätzlich auch Medikamente verordnet.

Bis die Therapie eine Wirkung zeigt, vergehen - je nach Schwere der Erkrankung - Monate oder Jahre. Es hängt dabei auch stark von der Mitarbeit des Patienten ab.

Sind Kinder von offensichtlichen Makeln wie abstehende Ohren oder einer schiefen Nase betroffen, kann eine ästhetische Operation sinnvoll sein. Dennoch ist auch hier ein ausführliches Beratungsgespräch die erste Option, da Schönheitsoperationen gerade bei jungen Menschen viele Risiken bergen. Eltern sollten ihren Kindern immer klarmachen, dass sich der Körper im Wachstum noch verändert und viele "Problemstellen" im Laufe der Zeit von selbst verschwinden.

Medikamente

Bei einigen Patienten kommen auch Medikamente wie Serotonin-Wiederaufnahmehemmer zur Anwendung. Besonders bewährt hat sich das Antidepressivum Fluoxetin. Ebenso ist der Einsatz von Neuroleptika möglich.

Vorbeugung

Vorbeugen kann man der Krankheit nicht, da die genauen auslösenden Ursachen noch nicht bekannt sind. Wer jedoch regelmäßig Patient bei Schönheitschirurgen oder anderen Fachärzten ist und sich auf angebliche kosmetische Makel behandeln lässt, sollte darauf hingewiesen werden, dass es hier nichts zu korrigieren gibt. Freunde und Familie sollten dabei aufmerksam sein, um eine mögliche Erkrankung frühzeitig erkennen zu können.

Nicht jeder, der sich kosmetisch operieren lässt, leidet unter Dysmorphophobie. Die Erkrankung wird jedoch noch immer häufig nicht erkannt, auch nicht von entsprechenden Ärzten, die die kosmetischen Eingriffe durchführen.

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