Kampf gegen AIDS: Forscher studieren Slum in Vancouver

Von Nicole Freialdenhoven
5. Juli 2012

Die kanadische Pazifikmetropole Vancouver gilt allgemein als eine der Städte mit der höchsten Lebensqualität der Welt. Dies gilt jedoch nicht für den Bereich Downtown Eastside, der den zweifelhaften Ruhm genießt, zu den größten Slums auf dem nordamerikanischen Kontinent zu gehören.

Fast 10.000 Drogensüchtige leben in Downtown Eastside auf engstem Raum zusammen und die HIV-Rate liegt so hoch wie in den Ländern der dritten Welt in Afrika. Fast jeder Dritte Einwohner des Slums ist nach Schätzungen der Vereinten Nationen HIV-positiv. Zu einer explosionsartigen Ausbreitung der HIV-Erkrankungen war es 1997 aus noch ungeklärten Gründen gekommen, als jeder Vierte der etwa 15.000 drogenabhängigen Einwohner von Vancouver erkrankte.

Forscher nutzen Downtown Eastside nun für eine großangelegte Milieustudie um Wege aus dem Elend zu finden und die weitere Ausbreitung von HIV zu bremsen. Unter anderem wurde hier die erste legale Fixerstube von Nordamerika eröffnet. Abhängige können hier saubere Drogenbestecke erhalten, HIV-Tests durchführen lassen und natürlich auch Therapien zum Drogenentzug beginnen.

Ein weiteres Problem der Bewohner von Downtown Eastside ist die mangelnde Versorgung mit Tabletten, die den Virus zurückdrängen können. Die Forscher gehen davon aus, dass 40% der HIV-Toten nur deshalb sterben mussten, weil sie aufgrund von Krankheiten, wirtschaftlichen Problemen und Obdachlosigkeit keinen Zugang zu Medikamenten bekamen. Dabei können diese Medikamente nicht nur Leben retten, sondern auch die Viren im Körper soweit reduzieren, dass die Betroffenen keine andere Menschen mehr anstecken können. Mit dem 2010 gestarteten Pilotprojekt "Stop HIV/Aids" soll der Zugang zu Medikamenten und die regelmäßige Einnahme nun verbessert werden.

Die Ausbreitung von HIV ist heute in vielen Regionen der Erde hauptsächlich auf Drogengebrauch zurückzuführen. Die Projekte in Vancouver werden daher auch außerhalb Kanadas aufmerksam verfolgt.