Demenz tritt bei Menschen mit Trisomie 21 deutlich früher auf

Viele Menschen mit Down-Syndrom erkranken bereits vor ihrem 55. Lebensjahr

Von Cornelia Scherpe
11. Dezember 2019

Das Down-Syndrom ist ein angeborener Defekt des Chromosoms 21. Es liegt bei Betroffenen nicht zweimal, sondern dreimal vor. In der Medizin spricht man daher auch von der Trisomie 21. Menschen mit Down-Syndrom müssen aufgrund ihrer Chromosomenstörung mit körperlichen und geistigen Einschränkungen leben. Bevor die medizinische Betreuung auf dem hohen Stand von heute war, verstarben viele vergleichsweise jung an Herzfehlern oder auch an Leukämie. Seit die Behandlung besser ist, fällt nun auf, dass Trisomie 21 das Risiko auf Demenz im mittleren Erwachsenenalter begünstigt.

Beginn der Demenz deutlich früher

Demenz tritt eigentlich selten vor dem 65. Lebensjahr auf. Bei den Menschen bis 69 Jahren sind statistisch nur 1,6 Prozent von Demenz betroffen. Erst ab 80 Jahren steigt die Zahl rapide und liegt bei 90-Jährigen bei 41 Prozent. Menschen mit Down-Syndrom erkranken einer aktuellen Erhebung zufolge aber bereits vor dem 55. Lebensjahr.

Die Forscher aus den USA nahmen die Daten des Gesundheits­fürsorgeprogramms Medicaid. Dort ist die Mehrheit der Menschen mit Trisomie 21 krankenversichert. Die Auswertung ergab, dass 18,8 Prozent der Betroffenen bereits zwischen 40 und 54 Jahren wegen Demenz in Behandlung waren. Das Risiko stieg bis zum Alter von 65 Jahren auf 40 Prozent. Demnach waren bereits 65-Jährige so häufig dement wie in der Normalbevölkerung nur 90-Jährige.

Chromosomenstörung als Ursache

Einen Grund für diesen Zusammenhang sehen die Forscher in der Chromosomenstörung selbst. Auf dem Chromosom 21 liegt das Gen, das für die Produktion des Proteins Amyloid-Precursor verantwortlich ist. Dieses Eiweiß ist nicht nur wichtig für die Bildung von Synapsen, sondern kann bei vermehrtem Vorkommen zu den bekannten und gefährlichen Ablagerungen, den Beta-Amyloiden, werden. Da beim Down-Syndrom das Chromosom 21 dreifach vorliegt, wird vermutlich auch mehr vom Amyloid-Precursor-Protein gebildet, was eine besonders frühe Demenz verursacht.