Ballaststoffreiche Kost verhindert Divertikelbildung im Dickdarm offenbar nicht

Von Katja Seel
30. Januar 2012

Neueste Untersuchungen an der North Carolina School of Medicine in den USA stellen die jahrzehntelang unumstrittene Annahme, eine an Ballaststoffen reiche Ernährung schütze vor der Bildung von Ausstülpungen an den Darmwänden, sogenannten Divertikeln, infrage. Die Magen-Darm-Spezialistin Anne Peery, die die Studien geleitet hatte, gab bekannt, dass sich wider Erwarten kein Zusammenhang feststellen ließ. Es habe sogar Anzeichen gegeben, die vermuten ließen, dass das Gegenteil richtig sei: Bei der Auswertung der Daten von rund 2.100 Frauen und Männern, die sich im Zeitraum zwischen 1998 und 2010 am Institut einer Dickdarmspiegelung unterzogen hatten und dabei auch zu ihrer Lebens- und Ernährungweise befragt worden waren, stellte sich heraus, dass eine ballaststoffreiche Ernährung das Risiko der Divertikelbildung sogar um 30 Prozent steigen ließ. Auch die langjährige Annahme, dass die Neigung zu Verstopfung und fettreiche Kost das Risiko erhöhten, bestätigte sich nicht.

Die Bildung von Divertikeln im Dickdarm ist deshalb nicht ungefährlich, weil sich die Ausstülpungen entzünden und eventuell zu Darmblutungen führen können. Erreicht die Divertikulitis, die Entzündung der Divertikel, ein gewisses Ausmaß, kann es unumgänglich werden, den infizierten Darmabschnitt zu entfernen. Bisher war man davon ausgegangen, dass eine ballaststoffreiche Ernährung eine wirksame Prävention darstelle. Um diese Annahme gänzlich zu revidieren, sei es allerdings noch zu früh, so Peery. Zunächst einmal müssten weitere Forschungsergebnisse vorliegen.