Divertikulitis - Ursachen, Symptome und Behandlung

Bei einer Divertikulitis handelt es sich um eine Erkrankung des Dickdarms. Ursache sind entzündete Ausstülpungen des Darmes. Eine Divertikulitis kann viele Folgeerkrankungen nach sich ziehen. Sie verursacht ähnliche Symptome wie eine Blinddarmentzündung, lediglich seitenverkehrt. Die Diagnose stellt meist ein Internist. Informieren Sie sich über das Krankheitsbild der Divertikulitis.

Von Claudia Haut
Klassifikation nach ICD-10: K57
ICD-10 ist ein weltweit verwendetes Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Der sogenannte ICD-Code ist zum Beispiel auf einem ärztlichen Attest zu finden.

Krankheitsbild

Bei der Divertikulitis handelt es sich um eine Erkrankung des Dickdarms. Divertikel sind bläschenartige Ausstülpungen, die sich an der Wand eines Hohlorgans befinden. Man unterscheidet echte Divertikel, bei denen der gesamte Bereich der Wand des entsprechenden Organs betroffen ist, von unechten Divertikeln, bei denen sich die Ausstülpung lediglich auf die Schleimhautareale erstreckt.

Kommt es zu mehreren Divertikeln am Dickdarm, spricht man von einer Divertikulose. Entzünden sich diese, kommt es zur Divertikulitis. Diese Entzündung kommt in den meisten Fällen im Sigma, einem bestimmten Abschnitt des Dickdarms vor.

Einteilung

Man teilt die Divertikulitis in vier Grade ein:

  • Grad 1: Divertikulose
  • Grad 2: blande (reizlose) Divertikulitis
  • Grad 3: Peridivertikulitis ohne Perforation
  • Grad 4: Perforation

Ursachen

Ausstülpungen an der Darmwand werden Divertikel genannt. Entzünden sich diese Divertikel, kommt es zu einer Divertikulitis. Eine Entzündung entsteht beispielsweise dann, wenn sich Stuhlreste im Bereich der Divertikel ansammeln und dadurch Bakterien in den Darm gelangen können.

Viele Menschen haben Divertikel, ohne diese zu bemerken. Sie verursachen in der Regel keine Beschwerden. Meist bilden sie sich bei älteren Menschen sowie bei Personen mit einem schwachen Bindegewebe.

Grund für das Bilden von Divertikeln ist vermutlich auch die Ernährung. In unseren Regionen ist die Ernährung zu ballaststoffarm, was oftmals eine Verstopfung zur Folge hat.

Der Stuhlgang wird durch den Mangel an Ballaststoffen hart und der Betroffene muss regelmäßig fest pressen. Durch den dauernden Druck können Divertikel entstehen.

Verlauf

Der Mediziner unterscheidet drei Stadien im Krankheitsverlauf der Divertikulitis. Zu Beginn der Erkrankung haben die Patienten noch keine Beschwerden. Im Verlauf breitet sich die Entzündung auf die Darmwand aus, was jedoch auch noch keinen Notfall darstellt.

Wird die Erkrankung in diesem Stadium noch nicht erkannt und behandelt, breitet sich die Entzündung weiter aus. Der Darm kann durchbrechen und eine lebensbedrohliche Entzündung im Bauchraum verursachen. Auch ein Darmverschluss kann entstehen, wenn der Stuhlgang nicht mehr durch den Darm transportiert werden kann.

Bei einigen Patienten tritt immer wieder eine Divertikulitis auf. Dies ist auf Fisteln zurückzuführen, die sich im Rahmen der Erkrankung gebildet haben.

Symptome

Ärzte bezeichnen die Divertikulitis auch als Linksappendizitis, eine links auftretende Blinddarmentzündung. Der Begriff kommt daher, dass eine Divertikulitis ähnliche Beschwerden wie eine Entzündung des Blinddarmes verursacht, jedoch auf der linken statt auf der rechten Seite.

Die Patienten verspüren einen Schmerz im linken unteren Bereich des Bauches. Nur selten werden die Schmerzen auf der rechten Seite bemerkt. Oft haben die Patienten zusätzlich Verdauungsprobleme wie

Auch Fieber kann auftreten. Ein weiteres Symptom der Divertikulitis kann ein mit Blut vermischter Stuhlgang sein.

Diagnose

Der Arzt befragt den Patienten nach seinen genauen Beschwerden und führt eine körperliche Untersuchung durch. Dabei tastet er besonders den Bauchraum ab.

Oftmals können die entzündeten Divertikel über die Bauchdecke ertastet werden. Sie fühlen sich dann verhärtet an. Auch eine rektale Untersuchung wird im Rahmen der körperlichen Untersuchung durchgeführt.

Der Arzt führt dazu einen Finger in den After ein und tastet so den Enddarm aus. Auch eine Ultraschalluntersuchung wird durchgeführt. Die entzündeten Divertikel können hier oftmals diagnostiziert werden.

Eine sichere Diagnose liefern jedoch erst die Computertomografie bzw. Magnetresonanztomografie. Auch eine Blutabnahme wird vorgenommen.

Da es sich bei der Divertikulitis um eine Entzündung handelt, sind die Entzündungswerte im Blut deutlich erhöht. Zu den Entzündungsparametern gehören zum Beispiel die weißen Blutkörperchen (Leukozyten) und auch die Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit.

Nur in seltenen Fällen wird auch eine Röntgenaufnahme angefertigt, um zum Beispiel geplatzte Divertikel erkennen zu können. Die Aufnahme wird dann beim stehenden Patienten vorgenommen.

Darmspiegelung

In einigen Fällen wird auch eine Darmspiegelung durchgeführt. Diese Untersuchung muss jedoch bei dem Diagnoseverdacht Divertikulitis vorsichtig vorgenommen werden, da sich im Darm geschädigtes Gewebe befinden kann, das durchbrechen könnte.

Vor der Darmspiegelung erhält der Patient eine Flüssigkeit, die eine abführende Wirkung hat. Der Darm wird so gereinigt und kann während der Untersuchung gut betrachtet werden. Bevor die Untersuchung beginnt, erhält der Patient eine leichte Beruhigungsspritze.

Der Arzt führt dann ein Endoskop (einen langen biegsamen Schlauch) über den Enddarm des Patienten ein und schiebt ihn bis zum Darm vor. Hier kann er die entzündeten Divertikel erkennen und - sofern notwendig - eine Gewebeprobe entnehmen.

Für die Entnahme einer Gewebeprobe wird eine dünne Zange über das Endoskop eingeführt. Die Probe wird nach der Endoskopie im Labor unter dem Mikroskop untersucht.

Differenzialdiagnose

Bei der Diagnose einer Divertikulitis gilt es, einige Erkrankungen auszuschließen. Ähnliche Symptome weisen mitunter

auf.

Behandlung

Wie genau eine Divertikulitis behandelt wird, hängt davon ab, in welchem Stadium der Erkrankung sie diagnostiziert wird.

Schonkost und Antibiotika

Wird die Divertikulitis im ersten Stadium diagnostiziert, in der sie noch kaum Beschwerden verursacht, genügt es meist, dass der Patient Schonkost bzw. besonders flüssige Nahrung zu sich nimmt. Zusätzlich verordnet der Arzt ein Antibiotikum, um die Bakterien in den Divertikeln zu bekämpfen.

Ist die Erkrankung weiter fortgeschritten oder hat der Patient starke Schmerzen und Fieber, erfolgt meist eine Einweisung in ein Krankenhaus. Die Behandlung findet dann im Rahmen eines stationären Aufenthaltes statt.

Die Patienten müssen meist fasten, um den Darm zu schonen. Auch hier wird ein Antibiotikum verordnet, jedoch in Kombination mit Infusionen. Erst wenn sich die Symptome verbessern, erhält der Patient nach einigen Tagen wieder Schonkost.

Operation

Können die Beschwerden trotz Infusionen oder Antibiotika nicht therapiert werden, erfolgt eine Operation. Auch wenn die Beschwerden zwar abgeklungen sind, es sich aber um eine sehr ausgeprägte Divertikulitis handelt, wird nach einigen Wochen operiert. Eine Operation wird auch dann durchgeführt, wenn eine chronische Divertikulitis vorliegt, die Entzündung also bereits häufiger aufgetreten ist.

Die Operation findet unter Vollnarkose statt. Entweder wird ein Bauchschnitt vorgenommen oder der Eingriff im Rahmen einer Bauchspiegelung durchgeführt, bei der nur wenige kleine Schnitte für das Einführen der Instrumente gemacht werden müssen.

Der Chirurg entfernt dann den Teil des Darmes, in dem sich die Divertikel befinden. Die beiden Enden des Darmes werden anschließend wieder zusammengenäht.

Künstlicher Darmausgang

Je nach genauem Befund ist es oftmals notwendig, einen künstlichen Darmausgang zu legen. Die Naht um die beiden Darmenden herum kann so für einige Zeit geschont werden.

Patienten mit einem künstlichen Darmausgang haben ein kleines Loch, meist im Bereich des Bauches, durch das der Stuhlgang in einen Beutel fließen kann. In der Regel kann der künstliche Darmausgang jedoch nach einiger Zeit im Rahmen einer weiteren Operation wieder zurückverlagert werden, so dass eine normale Ausscheidung wieder möglich ist.

Vorbeugung

Man kann einer Divertikulitis in gewissem Maße entgegenwirken, wenn man sich ballaststoffreich ernährt und ausreichende Mengen trinkt. Auch Bewegung ist äußerst wichtig, um den Stuhlgang weich zu halten.

  • Uwe Beise, Uwe Beise, Werner Schwarz Gesundheits- und Krankheitslehre: Lehrbuch für die Gesundheits-, Kranken- und Altenpflege, Springer Medizin Verlag, 2013, ISBN 9783642369834
  • Susanne Andreae, Peter Avelini, Peter Avelini, Martin Hoffmann, Christine Grützner Medizinwissen von A-Z: Das Lexikon der 1000 wichtigsten Krankheiten und Untersuchungen, MVS Medizinverlage Stuttgart, 2008, ISBN 3830434545
  • Susanne Andreae, Peter Avelini, Melanie Berg, Ingo Blank, Annelie Burk Lexikon der Krankheiten und Untersuchungen, Thieme Verlagsgruppe, 2008, ISBN 9783131429629
  • Frank H. Netter Netter's Innere Medizin, Thieme Verlagsgruppe, 2000, ISBN 3131239611
  • Gerd Herold Innere Medizin 2019, Herold, 2018, ISBN 398146608X
  • Gerd Herold Innere Medizin 2020, Herold, 2019, ISBN 3981466098
  • Malte Ludwig Repetitorium für die Facharztprüfung Innere Medizin: Mit Zugang zur Medizinwelt, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437233165
  • Stefan Gesenhues, Anne Gesenhues, Birgitta Weltermann Praxisleitfaden Allgemeinmedizin: Mit Zugang zur Medizinwelt (Klinikleitfaden), Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437224476
  • Reinhard Strametz Grundwissen Medizin: für Nichtmediziner in Studium und Praxis, UTB GmbH, 2017, ISBN 3825248860

Unsere Artikel werden auf Grundlage fundierter wissenschaftlicher Quellen sowie dem zum Zeitpunkt der Erstellung aktuellsten Forschungsstand verfasst und regelmäßig von Experten geprüft. Wie wir arbeiten und unsere Artikel aktuell halten, beschreiben wir ausführlich auf dieser Seite.