Diabetisches Fußsyndrom - Ursachen, Symptome, Behandlung und Tipps zur Fußpflege

Unter einem diabetischen Fuß versteht man das Diabetische Fußsyndrom, eine späte Komplikation von Diabetes mellitus. Typisch sind Durchblutungsstörungen sowie Nervenschädigungen; als Folge können schlecht heilende Wunden und Geschwüre auftreten. Kommt es dabei zu absterbendem Gewebe, ist eine Operation unumgänglich. Lesen Sie alles Wissenswerte über das diabetische Fußsyndrom.

Von Jens Hirseland

Krankheitsbild

Beim diabetischen Fuß, der auch als diabetisches Fußsyndrom (DFS), bezeichnet wird, handelt es sich um eine Spätkomplikation von langjährigem Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit). Dabei kommt es zu Durchblutungsstörungen und Nervenschäden, in deren Folge schlecht heilende Geschwüre und Wunden auftreten können. Im schlimmsten Fall ist sogar eine Amputation erforderlich.

Ursachen

Etwa 25 Prozent aller Diabetiker sind von einem diabetischen Fuß betroffen. Hervorgerufen wird das Fußsyndrom entweder von einer diabetischen Angiopathie oder einer Neuropathie.

Neuropathie

Während es sich bei der Angiopathie um eine Gefäßerkrankung handelt, ist die Neuropathie eine Nervenerkrankung. Rund 50 Prozent aller diabetischen Fußsyndrome werden von einer Neuropathie verursacht, die wiederum durch die jahrelange Mangelversorgung durch die Zuckerkrankheit entsteht.

Aufgrund der Nervenschädigungen führt der Betroffene die Abrollbewegungen beim Gehen nicht mehr richtig aus. Dies hat zur Folge, dass die Großzehe ständiger Druckbelastung ausgesetzt ist, wodurch es im weiteren Verlauf zu Druckstellen und schließlich offenen Wunden kommt.

Angiopathie

Eine Angiopathie führt hingegen zu Durchblutungsstörungen des Fußes, wodurch mit der Zeit ganze Geweberegionen absterben. In manchen Fällen können auch beide Erscheinungsformen zusammen auftreten.

Symptome

Die Symptome bei einem diabetischen Fuß fallen unterschiedlich aus. So treten bei einer Neuropathie

  • Schmerzen in der Nacht
  • rosafarbene Haut
  • Verhornungen und
  • Geschwüre an den Füßen

auf. Zudem kann es zu absterbendem Gewebe kommen, was man als Nekrose bezeichnet.

Bei einer Angiopathie treten unter anderem

  • starke Schmerzen bei Belastungen
  • schmerzhafte Hautgeschwüre sowie
  • Nekrosen in der Zehenregion

auf. In der Folgenden Tabelle erhalten Sie einen Einblick in die Stadieneinteilung nach Wagner und Armstrong zur Beschreibung des diabetischen Fußsyndroms.

Beschreibungsmöglichkeiten des diabetischen Fußsyndrom nach Wagner-Armstrong-Klassifikation
Wagner-Grad012345
Armstrong Stadium
APrä- oder post-ulcerativer FußOberflächliche WundeWunde bis zur Ebene von Sehnen oder KapselWunde bis zur Ebene von Knochen und GelenkenNekrose von FußteilenNekrose des gesamten Fußes
BMit InfektionMit InfektionMit InfektionMit InfektionMit InfektionMit Infektion
CMit IschämieMit IschämieMit IschämieMit IschämieMit IschämieMit Ischämie
DMit Infektion und IschämieMit Infektion und IschämieMit Infektion und IschämieMit Infektion und IschämieMit Infektion und IschämieMit Infektion und Ischämie

Behandlung

Therapiert wird ein diabetischer Fuß in der Regel durch

Operationsverfahren

Tritt jedoch nekrotisches Gewebe auf, ist es zumeist erforderlich, dieses durch eine Operation zu entfernen. Der Umfang der Operation hängt vom Ausmaß des abgestorbenen Gewebes ab.

Während es in einigen Fällen ausreicht, das erkrankte Gewebe zu entfernen, ist in schlimmeren Fällen eine Amputation von Zehen oder sogar von Teilen des Fußes erforderlich. Ziel und Zweck des Eingriffes ist es, das abgestorbene Gewebe zu entfernen und das gesunde Gewebe zu erhalten, was sich allerdings nicht immer realisieren lässt.

Manchmal ist es auch notwendig, tiefer liegendes Gewebe, Sehnen, Gelenke oder Knochen zu entfernen. Nach der Operation wird eine offene Wundbehandlung durchgeführt, was bedeutet, dass man die Wunde nicht vernäht, um eine bessere Wundheilung zu fördern.

Vorbeugung: Fußpflege-Tipps für Diabetiker

Wer an Diabetes leidet, hat ein erhöhtes Risiko für Fußprobleme. Das Schmerzempfinden an den Füßen fehlt, sodass es schnell zu diversen Verletzungen kommen kann, ohne dass diese vom Patienten wahrgenommen werden.

Aus diesem Grund ist eine - im Idealfall täglich durchgeführte - gründliche Pflege der Füße unerlässlich. Denn schnell können kleine Beschwerden zu schweren Infektionen führen, da auch die Wundheilung gestört ist. Egal, um welche Pflegebehandlung es sich handelt: es ist wichtig, diese auf besonders sanfte Weise durchzuführen.

Untersuchung und Reinigung

Untersuchen Sie Ihre Füße täglich mit Hilfe eines Handspiegels, um Druckstellen und mögliche Verletzungen rechtzeitig zu erkennen und Infektionen vorzubeugen. Waschen Sie Ihre Füße regelmäßig. Ein Fußbad sollte aber nicht länger als 3 Minuten dauern.

Prüfen Sie zum Schutz vor Verbrühungen die Temperatur der Fußbäder (max. 35-37 Grad Celsius) immer mit einem Badethermometer. Trocknen Sie die Füße gut ab; auf kräftiges Rubbeln sollten Sie jedoch tunlichst verzichten.

Eincremen und Pilzvorbeugung

Cremen Sie die Haut Ihrer Füße täglich mit einer feuchtigkeitsspendenden und pflegenden Creme ein. Ist die Haut sehr spröde oder bereits rissig, dann sind Salben ideal.

Beugen Sie einer Fuß- und Nagelpilz-Infektion vor. Eine sorgfältige Pflege mit Nagel- und Hautschutz-Öl oder Fußpuder leistet hierbei einen wichtigen Beitrag.

Vier Tipps gegen Pilzinfektionen

  • Pflegen Sie Ihre Nägel regelmäßig;
  • verzichten Sie auf wärme- und feuchtigkeitsstauende Schuhe;
  • tragen Sie kochfeste Strümpfe, die Sie täglich wechseln;
  • trocknen Sie Ihre Füße nach dem Waschen gründlich ab.

Hinweise zur Pediküre

Auf scharfe Gegenstände bei der Schwielen- und Nagelpflege muss unbedingt verzichtet werden; dies gilt auch für Fußpfleger. Scheren, Nagelzwicker oder Raspeln sind also tabu; stattdessen greift man besser auf Bimssteine und Nagelfeilen zurück. Mit letzteren formt man die Nägel gerade.

Auf Tinkturen und Pflaster gegen Hühneraugen sollte ebenso verzichtet werden, da sie ätzende Wirkstoffe enthalten können, die zu Verletzungen führen.

Vermeidung von Hitze und Barfußlaufen

Kalte Füße? Wärmflaschen, Heizkissen und heiße Fußbäder sind für Diabetiker tabu. Laufen Sie wegen der Gefahr möglicher Verletzungen und Fußpilzinfektionen nie barfuß.

Die richtigen Schuhe und Strümpfe

Tragen Sie nur weiche und bequeme - am besten orthopädische Schuhe ohne Innennähte. Die Sohle sollte nicht zu dünn und möglichst gepolstert sein.

Schnürschuhe sind für den optimalen Verschluss des Schuhs am besten für Diabetiker geeignet. Beim Einlaufen von neuen Schuhen sollte besonders penibel auf die Fußpflege geachtet werden.

Strümpfe dürfen nicht einengen und sollten aus hautverträglichen Materialien bestehen; Wolle und Baumwolle sind sehr gut geeignet. Wichtig ist das tägliche Wechseln der Strümpfe.

Fachmännische Behandlung bei Fußproblemen

Lassen Sie Hühneraugen und Hornhaut nur durch geschulte Fußpfleger behandeln. Gehen Sie bei Wunden und Entzündungen sofort zum Arzt.

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