Allein die Angst vor sozialen Demütigungen macht Depressionen schlimmer

Von Cornelia Scherpe
26. Oktober 2012

Menschen mit einer Depression leiden jeden Tag unter ihrer seelischen Störung. Nun hat eine aktuelle Studie gezeigt, dass nicht nur reale Situationen wie Mobbing oder Missverständnisse die Lage verschlechtern können. Es reicht allein die Angst der Patienten, dass eine solche soziale Situation eintreten könnte und schon ziehen sie sich noch weiter in die Einsamkeit zurück.

Die Studie zeigte mittels Befragung: der Gedanke, dass sie durch Worte oder Taten in eine entwürdigende Lage kommen könnten, verschlechterte die Symptome der Patienten. Die Studie ist damit einmalig, denn bisher wurde sich noch nicht auf diese Weise mit dem Thema Depression und Diskriminierung auseinander gesetzt. Sonst wird immer gefragt, ob depressive Menschen diskriminiert werden oder normal nach bestem Maße in die Gruppe integriert werden.

Die Studie liefert daher wichtige Hinweise, um die Behandlung in Zukunft noch zu optimieren. Befragt wurden insgesamt 1.082 Patienten. Dabei gaben 855 Männer und Frauen an, dass sie sich schon einmal derart vor Freunden oder Arbeitskollegen blamiert haben, dass sie nun jede weitere Konfrontation dieser Art fürchten.

Das entspricht direkt vier von fünf Befragten. So werden die noch gar nicht eingetretenen Situationen zum realen Problem und fördern den weiteren Rückzug in die Isolation. 37 Prozent der Depressiven gaben zu, schon einmal eine beginnende Beziehung unterbunden zu haben, allein aus der Furcht, sie könnten diskriminiert werden.

Therapeuten sollten daher nicht nur bemüht sein, geschehene Vorfälle zu beleuchten und die resultierten Blockaden aufzulösen. Sie sollten auch mit den Patienten über hypothetische Momente der Blamage reden und dafür gute Reaktionsmöglichkeiten erarbeiten. Das kann den Teufelskreis durchbrechen.