Hang zu Angst und Depressionen liegt in den Genen

Bei einem ängstlichen Grundtemperament des Kindes, sollten Eltern die psychische Entwicklung besonders beobachten

Von Cornelia Scherpe
20. August 2015

Jeder Mensch ist das Produkt seiner Gene und seiner Umwelt. In immer mehr Studien wird dieses komplexe Zusammenspiel analysiert und deutlich. Eine aktuelle Studie liefert den Beleg dafür, dass es eine Veranlagung zur Depressionen und Ängsten gibt.

Tierversuch in Stresssituationen

Setzt man ein eher schüchternes Kind in einen Raum mit einer fremden Person, neigen viele dieser Kinder zu einer Art "Schockstarre". Sie bewegen sich kaum noch, während in ihrem Körper der Stresslevel extrem ansteigt. Genau dieses Verhalten kann man auch beim Rhesusaffen beobachten. Aufgrund dieses Zusammenhangs haben Forscher mit 592 jungen Tieren gearbeitet und die Rhesusaffen entsprechend ihres Verhaltens in zwei Gruppen aufgeteilt.

Auf der einen Seite standen die neugierigen und wenig ängstlichen Tiere und auf der anderen Seite die typischen ängstlichen Charaktere. Jeder Affe wurde einer nicht gefährlichen aber leicht verängstigenden Situation ausgesetzt und dabei die Hirnaktivität gemessen.

Das geschieht im Gehirn

Insgesamt wurden drei Hirnareale aktiv, wenn ein Angstgefühl ausgelöst wurde.

  1. Es wurde der Hirnstamm aktiv, der älteste Bereich des Gehirns und damit vor allen Dingen für instinktives Handeln verantwortlich.
  2. Zudem reagierte die Amygdala. Dieser Bereich ist für die Verarbeitung von Emotionen wichtig.
  3. Zu guter Letzt stieg die Aktivität im orbitofrontalen Kortex. Dieser ist Teil sitzt im Stirnbereich.

Als man die Familiengeschichte der jeweiligen Tiere betrachtete, fand man klare Zusammenhänge in der "ängstlichen Linie". Immerhin 30 Prozent des Verhaltens waren demnach unmittelbar auf die Vererbung zurückzuführen. Das bedeutet natürlich auch, dass 70 Prozent durch das Erlebte geprägt sind.

Ängstliche Kinder als Risikogruppe

Für Eltern heißt das, dass ihre Kinder trotz Veranlagung keinesfalls per se depressiv werden, oder eine Angststörung entwickeln. Es zeit aber, dass bei einem ängstlichen Grundtemperament die weitere Entwicklung in der Jugend besonders beobachtet werden sollte. Die Forscher berechneten, dass die Gefahr für eine psychische Störung bei diesen Kindern um circa 50 Prozent steigt.