5 fatale Irrtümer über Depressionen - behandeln statt abwarten

Von Dörte Rösler
6. Oktober 2014

Depressionen sind die häufigste psychische Störung in Deutschland. Über ihre Ursachen und Symptome gibt es jedoch zahlreiche Irrtümer. Oft verhindern sie, dass Betroffene die richtige Behandlung bekommen.

Irrtum 1: Nur gestresste Menschen werden depressiv

Es stimmt zwar, dass Dauerstress und Überforderung zum Entstehen einer Depression beitragen. Aber auch Langeweile und ein Mangel an sinnvollen Aufgaben können depressiv machen. Darum ist Urlaub auch nicht das richtige Rezept gegen depressive Verstimmungen. Die Krankheit reist mit und verstärkt sich bei zu viel Ruhe oft noch.

Am stärksten sind die Symptome morgens nach dem Aufwachen - wenn der Betroffene eigentlich ausgeruht sein sollte. Eine wirksame Behandlungsform besteht deshalb darin, depressiven Patienten den Schlaf zu entziehen. Im Umkehrschluss bedeutet das: Wer nach dem Urlaub ebenso erschöpft ist wie zuvor, leidet nicht unter Stress sondern einer behandlungsbedürftigen Depression.

Irrtum 2: Depressionen sind eine Reaktion auf belastende Ereignisse

Nach einem beruflichen Misserfolg, dem Scheitern einer Beziehung oder Todesfällen ist jeder Mensch für einige Zeit niedergeschlagen. Innerhalb von 14 Tagen aktiviert die Psyche allerdings einen Selbstschutz, der die depressive Verstimmung abklingen lässt.

Halten Traurigkeit und Antriebslosigkeit länger an, sollten die Betroffenen einen Arzt aufsuchen. Denn eine richtige Depression vergeht nicht von allein. Im Gegenteil: unbehandelt kann sich die innere Leere ausweiten und die gesamte Lebensqualität beeinträchtigen.

Irrtum 3: Nur sensible Menschen werden depressiv

Auch das ist falsch. Depressionen treffen Sensible ebenso wie selbstsichere und erfolgreiche Menschen. Sogar Kinder und Jugendliche können depressiv werden.

In vielen Fällen liegt eine genetische Disposition vor, die ein Ausbrechen der Krankheit begünstigt. Wenn ein Elternteil an Depressionen leidet, haben Kinder etwa ein zwei- bis dreifach erhöhtes Risiko ebenfalls zu erkranken.

Irrtum 4: Depressionen beginnen in der dunklen Jahreszeit

Tatsächlich hellt sich unsere Stimmung bei Sonnenschein auf. Neben der Bildung von Vitamin D hat Sonnenlicht großen Einfluss auf den gesamten Stoffwechsel. Im Herbst und Winter rutschen die meisten Menschen deshalb in ein leichtes Stimmungstief. Mit einer echten Depression hat das jedoch zunächst nichts zu tun. Diese tritt ganzjährig auf.

Irrtum 5: Antidepressiva machen abhängig

Antidepressiva sind eine wirksame Therapieform. Manche Patienten kommen allein mit Medikamenten aus, andere nutzen die Tabletten, um ihre Symptome soweit zu lindern, dass sie erfolgreich mit einer Psychotherapie beginnen können. Weder Körper noch Psyche werden dabei abhängig.

Wichtig ist allerdings die Auswahl des richtigen Wirkstoffes - und Geduld. Meist dauert es mehrere Wochen, bis sich das Befinden bessert. Ebenso schleichend sollten Betroffene die Medikamente später reduzieren, um Absetznebenwirkungen zu vermeiden.