Biologisches Symptom einer Depression: Die Zellen haben weniger Energie

Von Cornelia Scherpe
14. August 2014

Depressionen sind eine ernste Erkrankung der Psyche. Doch viele Mediziner glauben schon lange, dass Geist und Körper sehr eng zusammenhängen und entsprechend auch physische Auswirkungen messbar sein müssen. Bisher hatte man sie für Depressionen nur noch nicht gefunden. Dies haben Forscher mit einer spannenden Entdeckung nun geändert.

Geringere Mitochondrienaktivität

Sie haben herausgefunden, dass bei Patienten mit Depressionen die Mitochondrien verändert arbeiten. Bei Mitochondrien handelt es sich um Zellorganellen; also Bestandteile einer Zelle. Die Mitochondrien führen die sogenannte "innere Atmung" durch und dienen so als interner Energielieferant. Hergestellt wird dabei das Molekül "Adenosintriphosphat" (kurz "ATP"), was die Energiequelle ist.

Bei Menschen mit einer Depression wird jedoch im Inneren der Zelle weniger ATP hergestellt. Dieser Zusammenhang ist sehr faszinierend, da Depressive äußerlich sehr antriebslos sind. Dieser Mangel an Energie besteht also sowohl innen als auch außen.

Die Erkenntnis stammt aus einer Studie mit 44 Freiwilligen. 22 von ihnen litten an Depressionen, der Rest diente als gesunde Kontrollgruppe. Alle ließen sich Blut entnehmen und die Proben wurden im Labor analysiert. Dabei fiel den Forschern die verminderte Aktivität der Mitochondrien bei den Depressiven auf. Einen Zufall schlossen die Forscher aus, denn je höher der Schweregrad der Depression war, desto weniger Energie lieferten die Mitochondrien.

Frühzeitige Therapien durch Ermittlung der ATP-Energie

Die Erkenntnis erklärt nun auch, warum Patienten mit einer Depressionen häufiger Infekte bekommen. Steht dem Körper nicht ausreichend Energie zur Verfügung, ist das Immunsystem entsprechend schwächer. Gerade in stressigen Lebenssituationen, wenn der Energiebedarf entsprechend steigt, kommt das Immunsystem von Depressiven dann zu kurz und Erreger haben leichteres Spiel.

Die Forscher halten es für gut möglich, dass das biologische Symptom einer Depression künftig dazu herangezogen werden kann, einen physischen Test auf eine Depression anzubieten. Durch die Ermittlung der ATP-Energie lassen sich Risikogruppen schneller finden und entsprechend früh Therapien beginnen. Je eher eine Depression behandelt wird, desto besser ist die Prognose.

Passend zum Thema