Beliebe Partydroge als Medikament: Ketamin lindert Depressionen

Von Cornelia Scherpe
10. April 2014

Der Stoff Ketamin wird in vielen Ländern als Partydroge missbraucht. Er wirkt als Betäubungsmittel und verändert die Wahrnehmung. In Großbritannien beispielsweise steht Ketamin daher auch auf dem offiziellen Index. Dennoch kann das Mittel auch zum Guten eingesetzt werden, wie nun eine Studie zeigt.

Gute Alternative zur umstrittenen "Elektrokrampftherapie"

Forscher fanden heraus, dass durch intravenös vergebenes Ketamin schwere Depressionen gelindert werden können. Die betroffenen Patienten werden so erstmalig wieder zugänglich für einen Therapeuten und können so an ihren Problemen arbeiten.

In Oxford arbeiteten Psychiater mit 28 Patienten. Diese waren aufgrund ihrer schwergradigen Depression für jede andere Therapie völlig unzugänglich. In diesen Fällen gibt es bisher nur die letzte Alternative, mit Stromstößen zu arbeiten. Diese sogenannte "Elektrokrampftherapie" kann jedoch das Gedächtnis beschädigen und gilt schon länger als umstritten.

Psychiater sind von Erfolgen überzeugt

Bei den ausgewählten 28 Patienten wurde nun Ketamin eingesetzt und das in einer Dosierung von 0,5 mg/kg. Die Infusion lief bei jedem insgesamt 40 Minuten lang. Die Therapie schlug bei acht der 28 Personen sofort an, was einer Ansprechrate von 29 Prozent entspricht. Der Erfolg ist zwar nicht so groß wie erhofft, doch bei den Patienten, bei denen Ketamin anschlug, war die Wirkung umso besser.

Die Psychiater selbst bezeichneten die eingetretenen Erfolge als sehr bewegend. Vier der Patienten konnten auf diesem Wege sogar komplett von ihrer Depression geheilt werden. Bei den übrigen 20 Teilnehmern führte man eine zweite Infusionssitzung durch und dabei reagierten nun auch sie auf das Ketamin. Offenbar hatten sie eine deutlich höhere Dosis benötigt.

Kurze Wirkzeit macht regelmäßige Sitzungen erforderlich

Bei allen Depressiven zeigte sich in der Nachbeobachtungszeit jedoch, dass die Infusion eine recht kurze Halbwertszeit hatte. Jeder benötigte regelmäßig eine weitere Sitzung. Im Schnitt musste eine neue Ketamin-Vergabe nach 2,3 Monaten erfolgen. Das kürzeste Intervall lag bei 25 Tagen und das längste bei acht Monaten.