Der behutsame Umgang mit depressiven Menschen

Die Depression ist eine ernstzunehmende Erkrankung, die einer professionellen Hilfe bedarf. Mindestens genauso wichtig ist jedoch der behutsame Umgang mit depressiven Menschen, wenn man Angehöriger oder Freund ist. Dazu ist es zunächst einmal notwendig, diese Erkrankung zu erkennen. Holen Sie sich Tipps zum behutsamen Umgang mit depressiven Menschen und lesen Sie, wie sie Betroffenen helfen können.

Gracia Sacher
Von Gracia Sacher

Hilfe für depressive Menschen - Eine Depression erkennen

Wer jemanden im familiären Umfeld oder Freundeskreis hat, der an einer Depression erkrankt ist, wird immer wieder feststellen, dass der Umgang mit ihm oder ihr nicht immer leicht fällt. Doch Hilfe und Unterstützung sind für diese Menschen sehr wichtig. Um diese leisten zu können, ist es zunächst einmal notwendig, über die Erkrankung Bescheid zu wissen.

Neben entsprechender Literatur bietet auch das Internet zahlreiche Möglichkeiten, sich über Depressionen zu informieren. Gegebenenfalls kann auch professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden.

Wann liegt eine Depression vor?

Wenn ein Mensch immer mehr

  • dazu tendiert, sich leidend zu zeigen
  • unruhig ist
  • rastlos ist
  • reizbar ist und
  • Gefühle der Perspektivlosigkeit und eigenen Wertlosigkeit hegt,

dann sollte man sich fragen, ob nicht vielleicht eine Depression vorliegt.

  • Konzentrationsstörungen
  • extreme Veränderungen im Körpergewicht und
  • Müdigkeit

gehören ebenfalls zum Krankheitsbild.

Bezeichnend für depressive Menschen ist, dass sie energielos sind. Den ganzen Tag sind sie mit der Schwere in sich beschäftigt.

Die schnell gegen sich gerichteten Gefühle kippen ab einem bestimmten Stadium in Selbsthass um. Jede Anfeindung von außen wird dann zu einem lebendigen Verfechter der Selbstverachtung. Depressive Menschen können daher auf keinen Fall mit Kritik umgehen oder mit Entwertungen von außen.

Depressive Menschen sind für sich selbst gesehen die stärksten Gegner und vernichten sich bei fehlender Hilfe bis hin zum Selbstmord. Dies ist für viele oft der einzige Weg, um der Sinnlosigkeit einen Sinn zu geben und dem Umfeld nicht mehr aufzufallen oder das Umfeld in dessen Sorge und Rat- und ab einem bestimmten Punkt auch Kraftlosigkeit entgegenzukommen.

Als Angehöriger eines depressiven Menschen nimmt man eine wichtige Rolle ein. Man kann einen Therapeuten in seiner Arbeit unterstützen. Ebenso ist es aber auch möglich, die Therapiefortschritte zunichte zu machen - daher ist es unumgänglich, sich genau über die Krankheit zu informieren und sich richtig zu verhalten.

Wie kann man depressiven Menschen helfen?

Als Angehöriger depressiver Menschen sollte man wissen, wie man diesen die nötige Hilfe anbietet. Ein behutsamer Vorgang ist dabei sehr wichtig.

Liebevolle Unterstützung depressiver Menschen

Beim Umgang mit depressiven Menschen gilt es, bestimmte Fehler zu vermeiden. So sollte man sich keinesfalls von der betroffenen Person zurückziehen und sie meiden, denn gerade in dieser schweren Situation benötigt der Erkrankte Hilfe und Zuwendung.

Außerdem ist zu bedenken, dass depressive Menschen eigenen Gesetzmäßigkeiten folgen. Das heißt, dass ihr Denken und Handeln von ihren Gefühlen bestimmt wird und daher nicht immer rationell ist.

Aus diesem Grund wird empfohlen, den Betroffenen nicht zu kritisieren, sondern ihm stattdessen Hilfe anzubieten. Da Menschen die unter Depressionen leiden, meist verunsichert und schüchtern sind, können liebevoll gemeinte Hilfsangebote sich durchaus positiv auswirken.

Vermeiden sollte man dagegen lieber aggressive Aufforderungen, wie zum Beispiel, sich aufzuraffen oder sich nicht so anzustellen. Aufgrund ihrer Krankheit sind die Betroffenen dazu nicht in der Lage.

Depressive Menschen motivieren

Hier und da wird ein depressiver Mensch etwas Unterstützung im Alltag benötigen. Ihm jedoch jede Kleinigkeit abzunehmen, ist nicht damit gemeint, da man ihn hier und da aktivieren sollte, seinen alltäglichen Aufgaben nachzugehen.

So kann er lernen, sich nach und nach Veränderungen im Verhalten anzueignen. Wichtig ist, ein wenig aufzupassen, dass der oder die Betroffene mögliche verschriebene Medikamente regelmäßig einnimmt und zu seinen Therapiesitzungen geht.

Gibt es besondere Angstsituationen, kann man sich diesen durch Training stellen. Geht man dabei behutsam und mit kleinen Schritten vor, können die Angstsymptome so gelindert werden.

Zu professioneller Hilfe raten

Am besten hilft man depressiven Personen, wenn man Verständnis für sie zeigt und ihnen zuhört. Dabei kann man ruhig auf behutsame Weise dem Erkrankten dazu raten, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

So lassen sich Depressionen durchaus wirksam behandeln. Außerdem ist es sinnvoll, dem Patienten zu sagen, dass man bestimmte Veränderungen an ihm festgestellt hat, und man sich deswegen Sorgen macht.

Den Erkrankten zu einem Arztbesuch zu ermutigen ist sehr wichtig, denn viele Betroffene empfinden Scham vor einem Besuch bei einem Psychiater oder Psychotherapeuten. Oft ist es auch eine große Hilfe für den Betroffenen, wenn man ihn zu einem Arztbesuch begleitet.

Auf die Wortwahl achten - worauf ist zu verzichten?

Angehörige und Freunde geben gerne gut gemeinte Ratschläge. Bei depressiven Menschen können diese schnell nach hinten losgehen. Eine sorgfältige Wortauswahl ist wichtig - in diesem Zusammenhang sollte man wissen, welche Sätze man vermeiden sollte. Zu diesen zählen beispielsweise Aussagen, wie

  • man solle doch mal lachen
  • es könne doch nicht so schlimm sein
  • man bräuchte eigentlich nur mal wieder Urlaub
  • man solle sich nicht so anstellen

In diesem Zusammenhang kann es sinnvoll sein, sich einen professionellen Rat von einem Therapeuten zu holen.

Im Umgang mit depressiven Menschen nichts persönlich nehmen

Depressive Menschen neigen oft dazu, wütend oder verletzend zu reagieren. Dies sollte man jedoch nicht persönlich nehmen, da solche Gefühle von der Erkrankung ausgelöst werden.

Anstatt dem Erkrankten Vorwürfe zu machen, ist es besser, Geduld aufzubringen und die Krankheit vorerst zu akzeptieren. Dies ist natürlich nicht immer einfach und erfordert viel Kraft und Einfühlungsvermögen.

Machen Sie einem Kranken bitte keine Szene, um ihm deutlich zu machen, dass er sich doch so sehr verändert hat und doch begreifen muss, dass er krank ist. Das ist eher kontraproduktiv.

Wenn Sie einem Erkrankten helfen wollen, dann müssen Sie selbst in sich stabil sein und auch mal aushalten, wenn der andere sich nicht helfen lassen will, weil er es gerade nicht zulassen kann. Oft ist der richtige Moment entscheidend, in dem der Kranke das durch Sie in ihn gesetzte Vertrauen ernst nehmen kann und sich auf diesem dünnen Seil auf Sie und Ihren Vorschlag einlassen kann. Um selbst wieder neue Energie tanken zu können, wird empfohlen, auch an sich selbst zu denken und das Leben nicht vollständig auf den Patienten zu konzentrieren.