Bei Darmverschluss besteht Lebensgefahr - Ursachen, Symptome und Behandlung

Bei einem Darmverschluss oder auch Ileus handelt es sich um eine Behinderung oder sogar um einen Durchbruch der Darmpassage. Da ein Darmverschluss eine schwere Erkrankung des Dünn- oder Dickdarmes darstellt, kann jede Minute lebensrettend sein. Eine zu späte Diagnose kann auf Grund des starken Bakterienbefalles dagegen lebensbedrohend sein. Informieren Sie sich hier ausführlich über den Darmverschluss.

Von Annett Biermann

Krankheitsbild

Ein so genannter Darmverschluss, medizinisch auch Ileus genannt, ist kein mehr seltenes oder unerforschtes Krankheitsbild. Trotz alledem ist eine schnelle ärztliche Behandlung unverzichtbar, da ein Darmverschluss lebensbedrohend sein kann.

Bei einem Darmverschluss wird die so genannte Darmpassage behindert oder gar durchbrochen. Wird ein Verschluss erst spät erkannt, so sind in der Regel bereits eine Vielzahl von Bakterien sowohl ein- als auch ausgetreten, die dazu führen können, lebensnotwenige Organe außer Kraft zu setzen.

Die Medizin unterscheidet verschiedene Arten von Darmverschlüssen, insbesondere ob der Verschluss im Dünn- oder Dickdarm auftritt. Eine genaue Unterscheidung ist für eine spätere Behandlung notwendig. Man unterscheidet

  • den funktionellen Ileus
  • den mechanischen Ileus sowie
  • eine Mischform aus beiden.

Die genaue Feststellung, ob es sich um einen Verschluss bzw. um welche Art von Verschluss es sich handelt, erfolgt meist an Hand von Röntgen oder an Hand eines Computertomogrammes. Letzteres wird heutzutage immer häufiger angewendet, da die Ergebnisse in aller Regel aussagekräftiger sind.

Ursachen

In den häufigsten Fällen sind Fremdkörper für einen Verschluss ursächlich. Beispielsweise kann der Abgang eines großen Gallensteins, den man häufig gar nicht bemerkt hat, für die Behinderung der Darmpassage ursächlich sein.

Auch schwerere Erkrankungen wie ein Morbus Crohn, der in den letzten Jahren vermehrt in Industriestaaten auftritt und eine Darmentzündung darstellt, oder ein Tumor können für den Verschluss ursächlich sein. Weitere Ursachen können jedoch auch

  • eine Bauchhöhlenentzündung
  • eine Darmverwachsung
  • eine Darmverdrehung oder
  • ein Darmbruch zum Beispiel auf Grund von zu schwerem Heben

sein.

Geht man nach den unterschiedlichen Arten des Verschlusses, lauten die Ursachen wie folgt...

Funktioneller Ileus

Zu einem funktionellen Ileus kommt es, wenn ein Abschnitt des Darmes sich nicht mehr bewegt und demzufolge den Stuhlgang nicht weitertransportiert. Der Grund dafür können eine Lähmung an einer Stelle oder auch eine Verkrampfung sein. Form des Darmverschlusses kann zum Beispiel bei Patienten auftreten, dessen Nieren nicht mehr arbeiten, bei Patienten mit einem Herzinfarkt oder auch nach einer schweren Operation.

Mechanischer Ileus

Ein mechanischer Ileus tritt auf, wenn sich zum Beispiel eine Wucherung im Bereich des Darmes befindet. Auch die Blutgefäße des Darmes können an einer Stelle abgeschnürt sein, so dass der Darm nicht mehr durchblutet werden kann. Ein mechanischer Ileus wird durch Operationen oder auch Erkrankungen wie Morbus Crohn oder Gallensteine verursacht.

Gemischter Ileus

Der gemischte Ileus tritt meist als Folge einer Bauchfellentzündung auf.

Verlauf und mögliche Folgen

Ein Darmverschluss stellt einen absoluten medizinischen Notfall dar, der umgehend behandelt werden muss. Anderenfalls endet er tödlich. Ein bis zwei von zehn Patienten sterben an einem Darmverschluss.

Die Folge eines Darmverschlusses kann eine Blutvergiftung sein, da die Bakterien aus dem angestauten Stuhlgang in den Körper des Patienten gelangen können.

Der Patient erleidet durch den Darmverschluss einen enormen Flüssigkeitsverlust, der ebenfalls zum Tode führen kann. Neben diesen Komplikationen können sich etliche weitere Folgeerkrankungen durch den Darmverschluss bilden.

Symptomatik

Leidet man an einem Darmverschluss, so treten als Symptome häufig

auf.

Funktioneller Ileus

Patienten mit einem funktionellen Ileus verspüren leichte Schmerzen im Bauchbereich, die sich langsam steigern. Die Patienten bemerken einen zwar weichen, jedoch mit Gasen gefüllten Bauchraum. Im weiteren Verlauf der Erkrankung wird der Bauch äußerst hart.

Mechanischer Ileus

Der mechanische Ileus äußert sich durch Koliken und Darmgeräusche. Die Patienten erbrechen und haben - wie auch beim funktionellen Ileus - vermehrte Gase. Zusätzlich können die Patienten keinen Stuhl mehr ausscheiden.<

Gemischter Ileus

Patienten mit einer Mischform leiden unter sämtlichen Symptomen des funktionellen und mechanischen Ileus.

Diagnose

Da diese Symptome bei einer Vielzahl von Krankheiten, unter anderem auch bei einer nicht lebensbedrohlichen Magen-Darm-Grippe auftreten, ist eine Diagnose nicht immer ganz einfach. Wurde ein jedoch Verschluss festgestellt, so beginnt die Ursachenforschung, die Mediziner in aller Regel vor weitere Schwierigkeiten stellt, da es eine Vielzahl von Ursachen für einen Verschluss gibt.

Patienten, die derartige Symptome schildern, werden von ihrem Arzt gründlich untersucht. Beim Abhorchen des Bauches kann der Arzt beim mechanischen Ileus typische Darmgeräusche hören, während die Darmgeräusche beim funktionellen Ileus völlig fehlen.

Der Arzt befragt den Patienten, ob er erbrechen musste und welche Farbe und Geruch das Erbrochene gegebenenfalls hatte. Beides kann Aufschluss darüber geben, an welcher Stelle des Darmes sich ein Verschluss befindet.

Im Rahmen einer Ultraschalluntersuchung kann der Arzt den Darm untersuchen und feststellen, auf welcher Höhe sich der Darmverschluss befindet. Gleiches kann der Arzt auch durch die Röntgenaufnahme feststellen. Zusätzlich kann er hier erkennen, ob sich Gase oder Flüssigkeit im Darm befinden.

Behandlung

Wird ein Verschluss diagnostiziert, so reicht eine medikamentöse Behandlung in aller Regel nicht mehr aus. Zumeist sind auch weitere Nachbehandlungen notwendig, da eine normale Nahrungszufuhr nicht immer direkt wieder möglich ist. Da es sich bei Darmverschluss um eine besonders schwere Erkrankung handelt, ist bei Auftreten der bereits genannten Symptome eine schnelle Konsultation eines Facharztes anzuraten.

Bezüglich der Behandlung eines Darmverschlusses unterscheiden die Ärzte, um welche Form des Darmverschlusses es sich handelt und an welcher Stelle der Darm verschlossen ist. Nicht immer muss eine Operation erfolgen.

Je nach Art des Darmverschlusses und Zustand des Patienten können die Ärzte eine Sonde in den Magen legen und versuchen, den Stuhlgang darüber abzusaugen. Der abgesaugte Stuhlgang hat einen für die Krankheit Ileus typischen Geruch.

Dem Patienten muss dann zusätzliche Flüssigkeit zugeführt werden, damit der Körper nicht austrocknet. Meist erfolgt dies durch Infusionen in die Vene. Teilweise erhalten die Patienten auch Medikamente, die die Darmbewegungen anregen.

Operative Behandlung

Einige Formen des Darmverschlusses müssen unverzüglich operiert werden, da sonst Lebensgefahr besteht. Je nach Ursache des Ileus entfernen die Ärzte zum Beispiel den Tumor oder die Verwachsung. Teilweise muss auch ein Stück Darm entfernt werden oder ein Bypass im Darm gelegt werden, um einen Teil des Darmes zu überbrücken.

Im Rahmen der Operation muss in einigen Fällen auch ein künstlicher Darmausgang gelegt werden. Der Stuhlgang wird dann meist über eine künstliche Öffnung im Bereich des Bauches abgesondert.

Meist erhalten die Patienten während der Behandlung eine künstliche Ernährung, da der Darm normale Nahrung noch nicht verwerten könnte.

Vor allem bei einer Bauchfellentzündung oder einem drohenden Durchbruch der Darmwand muss operiert werden. Bei der Operation, die unter Vollnarkose stattfindet, öffnet der Chirurg den Bauchraum.

Der weitere Verlauf hängt vom jeweiligen Befund ab. Manchmal kann es erforderlich sein, Verwachsungen zu lösen oder eingeklemmte Darmanteile oder Verstülpungen wieder in die richtige Lage zu bringen.

Besteht ein Tumor, muss dieser herausgeschnitten werden. In anderen Fällen ist es nötig den Darm aufzuschneiden, damit gestaute Inhalte abgesaugt werden können.

Um gestauten Speisebrei abzusaugen, verwendet man eine Magensonde. Im Falle einer Bauchfellentzündung oder eines Darmdurchbruchs ist es erforderlich, den Bauchraum mit keimtötenden Mitteln auszuspülen.

Nach der Operation darf der Patient zunächst nichts essen und erhält deshalb vorübergehend Nährstoffinfusionen, bis sich die Darmfunktionen wieder normalisiert haben.

Vorbeugung

Man kann einem Darmverschluss nur insofern vorbeugen, dass man sich gesund und ballaststoffreich ernährt und so für einen regelmäßigen Stuhlgang sorgt. Besonders bei älteren Menschen ist auch auf das Trinken von ausreichend Flüssigkeit zu achten.

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