Zytostatikum aus den 1950ern wirkt bei fortgeschrittenem Darmkrebs

Wissenschaftler versuchen, die Giftigkeit des Wirkstoffes TAS-102 besser in den Griff zu bekommen

Von Cornelia Scherpe
21. Mai 2015

Darmkrebs kann zwar in einem frühen Stadium fast immer geheilt werden, wird jedoch sehr aggressiv, wenn man ihn zu spät erkennt. Fortgeschritten gilt das Kolorektalkarzinom, so der Fachbegriff, als nicht mehr heilbar.

Um das Überleben der Betroffenen dennoch zu verlängern, arbeiten Ärzte mit einer Chemotherapie. Dabei setzt man vor allen Dingen auf Zytostatika. Hierbei handelt es sich um Substanzen, die gezielt das Wachstum der Krebszellen hemmen und dem Körper damit mehr Zeit verschaffen.

Reaktivierung eines alten Zytostatikums

Ein sehr altes Zytostatikum trägt den Arbeitsnamen "TAS-102" und wurde bereits in den 1950ern entwickelt. Es ist damit ähnlich alt wie das heute noch gängige Zytostatikum "5-FU". Der Grund, warum es nicht weiter bei Krebspatienten angewandt wurde, ist die hohe Zahl an Nebenwirkungen.

Mediziner aus Japan waren jedoch davon überzeugt, dass TAS-102 gut wirksam ist und man nur einen Weg finden muss, die Giftigkeit des Wirkstoffes in den Griff zu bekommen. Sie versuchten daher, TAS-102 mit einer weiteren Substanz zu kombinieren.

Als effektiv hat sich dabei der Wirkstoff "Tipiracil" herausgestellt. Er hemmt den Abbau von TAS-102 und sorgt auf diesem Wege dafür, dass der Wirkstoffspiegel im Körper gut kontrollierbar wird.

Mediziner feiern Erfolge

Mit diesem neuen Kombi-Präparat starteten die Wissenschaftler 2012 eine weltweite Studie mit rund 800 Darmkrebspatienten. Bei allen war der Krebs schon weit fortgeschritten und mindestens zwei Standardtherapien waren erfolglos geblieben. Die neue Kombi-Therapie zeigte eine gute Wirkung.

Das Überleben stieg von 5,3 Monaten auf 7,1 Monate. Auch die Zeit ohne eine spürbare Verschlechterung verlängerte sich für die Patienten von vier Monaten auf 5,7 Monate. Die Nebenwirkungen hielten sich dabei in Grenzen, was die Mediziner als einen Erfolg feiern.