Gefährliche Antazida? Mittel gegen Sodbrennen führt zu Darminfektionen bei Kindern

Die Medikamentengruppe der Antazida steht im Verdacht, bei Kindern das Risiko auf eine Darmentzündung zu erhöhen

Von Cornelia Scherpe
23. Juni 2015

Der Name Antazida wird als Sammelbegriff für Medikamente benutzt, die Magensäure neutralisieren können. Es handelt sich also um Wirkstoffe, die bei Sodbrennen eingenommen werden.

Die Antazida stehen derzeit unter dem Verdacht, bei Kindern zu vermehrten Infektionen mit den Darmbakterien C. difficile zu führen. Eine aktuelle Studie deutet darauf hin und gibt daher ernste Bedenken an der leichtfertigen Einnahme der Medikamente.

Studie erforscht vermehrte Darmentzündungen bei Kindern

In den letzten Jahren haben immer mehr US-Kinder mit Darminfektionen zu kämpfen. Eine Untersuchung der Fallzahlen hat ergeben, dass Darmentzündungen mit C. difficile bei Kindern um den Faktor 10 zugenommen haben.

Dieser extreme Anstieg kann kein Zufall sein, dachten sich Forscher und gingen dem Phänomen nach. Sie bildeten eine Stichprobe mit 650 Kindern, die nachweislich diese Bakterieninfektion bekommen hatten. Als Kontrollgruppe dienten 3.200 gesunde Kinder.

Dabei zeigte sich schnell, dass klassische Risiken wie vermehrte Antibiotika-Einnahme nicht die Ursache waren. Die Forscher hatten dann den Verdacht, dass Antazida eine Rolle spielen könnten. Sie untersuchten daher, welche Kinder vor der Darminfektion mit den Medikamenten behandelt worden waren.

Gefahr auf Darminfektion steigt durch Antazidum um das 7,6-Fache

Es zeigte sich, dass 17 der 650 Kinder ein Antazidum verschrieben bekommen hatten. Das sind 2,6 Prozent. In der Kontrollgruppe war diese Verschreibung nur acht Mal vorgekommen, was 0,3 Prozent entspricht.

Umgerechnet auf die Allgemeinbevölkerung im Kindesalter ergibt sich dabei ein deutlich gesteigertes Risiko. Bekommen Kinder ein Antazidum, steigt die Gefahr auf Darminfektionen mit C. difficile um das 7,6-Fache.

Antazida nicht leichtfertig an Kinder vergeben

Die Forscher raten daher zu mehr Vorsicht beim Einsatz der Medikamente. Gerade die kindliche Darmflora bis zum fünften Lebensjahr ist noch sehr instabil und kann durch Einflüsse wie Antibiotika oder Antazida schnell verändert werden. Die langfristigen Folgen sind dabei noch nicht abschätzbar.