Darmentzündung - Ursachen, Symptome und Behandlung

Eine Darmentzündung lässt sich in verschiedene Formen einteilen. So kann sie den Dünndarm oder auch den Dickdarm betreffen; auch ist eine Ausbreitung vom Dünn- auf den Dickdarm möglich. In den meisten Fällen sind junge Menschen zwischen 15 und 30 Jahren betroffen. Die Diagnose stellt meist der Internist. Eine akute Darmentzündung heilt häufig ohne Medikamentengabe aus. Lesen Sie über die Ursachen, Symptome und Behandlung einer Darmentzündung.

Von Claudia Haut

Krankheitsbild und Verbreitung

Bei einer Darmentzündung kann man zwischen einer Entzündung des Dünndarms (Enteritis) und einer Entzündung des Dickdarms (Kolitis) unterscheiden. Breitet sich die Entzündung vom Dünndarm auf den Dickdarm aus, spricht man von einer Enterokolitis.

Ist der Magen bei der Entzündung des Dünndarms mitbeteiligt, bezeichnet man dies als Gastroenteritis. Zusätzlich unterscheidet man zwischen akuten und chronischen Entzündungen.

Immer mehr Menschen in den Industrienationen leiden an chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED). Rund 320.000 bis 400.000 Deutsche leben mit der Diagnose Morbus Crohn oder Colitis Ulcerosa, Tendenz steigend.

Betroffen sind vor allem Jüngere; meist bricht die Krankheit erstmals im Alter zwischen 15 und 30 Jahren aus. Eine wichtige Rolle spielen die Gene, aber auch Stress und Rauchen begünstigen ein Darmleiden.

Ursachen

Bezüglich der Ursachen einer Darmentzündung muss man zwischen einer akuten und einer chronischen Erkrankung unterscheiden.

Akute Darmentzündung

Akute Darmentzündungen werden durch Krankheitserreger wie

verursacht.

Viren

Die häufigste Ursache einer akuten Enteritis ist eine Ansteckung mit Rotaviren. Doch auch andere Viren wie

können zu einer akuten Darmentzündung führen.

Bakterien

Die am weitesten verbreitete durch Bakterien verursachte Enteritis ist die Salmonellose. In unseren Breitengraden eher selten zu finden sind oft schwer verlaufende akute entzündliche Darmentzündungen wie Cholera oder Typhus.

Salmonellen beispielsweise sind eine Form der Bakterien und verursachen eine akute bakterielle Darmentzündung. Man kann sich zum Beispiel durch den Genuss von rohen Eiern mit dieser Bakterienform infizieren.

Pilze

Pilze sind in der Regel nur dann in der Lage, eine Darmentzündung zu verursachen, wenn das Immunsystem des Menschen aufgrund einer schweren Grunderkrankung (zum Beispiel HIV) bereits geschwächt ist. Patienten mit einer Krebserkrankung leiden nach einer Strahlentherapie ebenfalls häufig unter einer Darmentzündung.

Allergien

Auch Allergien können die Ursache einer akuten Darmentzündung sein. Wenn ein Patient ein bestimmtes Nahrungsmittel aufgrund seiner Allergie nicht verträgt, kann sich die Entzündung im Bereich des Darmes entwickeln.

Prinzipiell kann jedes Lebensmittel eine Allergie auslösen. Die häufigsten Auslöser für chronische Darmentzündungen sind jedoch Kuhmilch, Eier und Getreide.

Chronische Darmentzündung

Die chronische Darmentzündung, wie zum Beispiel der Morbus Crohn, werden durch unterschiedliche Faktoren ausgelöst, wobei diese Krankheiten noch nicht eindeutig erforscht sind. Häufig spielt hier Vererbung eine Rolle. Jedoch tragen auch beruflicher oder privater Stress und die Psyche des Patienten zur Krankheitsentstehung bei.

Stress schlägt auf den Darm

Der Darm ist nicht nur für die Verdauung wichtig - er steuert auch Teile unseres Immunsystems und beeinflusst unsere Psyche.

Mehr als 100 Millionen Nervenzellen steuern die Nahrungsverarbeitung und den Transport im Darm. Über Nervenfasern tauschen sie die Informationen mit dem Gehirn aus, vermittelt durch das limbische System, welches unsere emotionalen Prozesse steuert.

Ein direkter Zusammenhang zwischen nervlicher Belastung und entzündlichen Darmerkrankungen lässt sich bisher nicht nachweisen. Die neuronalen Achsen von Darm und Gehirn könnten jedoch erklären, warum die Verdauung bei Stress so leicht aus dem Takt gerät.

Dauerhafte psychische und soziale Überforderung bringt außerdem das Immunsystem aus der Balance. Bei Menschen mit einer genetischen Prädisposition führt dies zu einer überschießende Reaktion der Abwehrkräfte gegen körpereigene Bestandteile der Darmwand.

Bei Colitis ulcerosa beschränkt sich die Entzündung ausschließlich auf den Dickdarm und die Schleimhaut. Beim Morbus Crohn kann der gesamte Magen-Darm-Trakt betroffen sein, und die Entzündung kann auf die gesamte Darmwand übergreifen - bis hin zu Komplikationen wie Fistelbildung oder Darmdurchbruch.

Verlauf

In vielen Fällen verschwinden die Durchfälle nach wenigen Tagen wieder, ohne dass bleibende Schäden zurückbleiben. Besonders bei Kindern und älteren Menschen kann der hohe Flüssigkeitsverlust jedoch zu Kreislaufbeschwerden führen. Hier muss zwingend eine ärztliche Behandlung erfolgen, um nicht das Leben der Patienten zu gefährden.

Patienten mit Morbus Crohn können nicht geheilt werden. Die Krankheit verläuft meist in so genannten Schüben. Zwischen den Schüben sind die Patienten beschwerdefrei.

Symptome

Unter dem Überbegriff Darmentzündung sind verschiedenartige Entzündungen zusammengefasst: Sowohl der Dünn- (Enteritis) als auch der Dickdarm (Kolitis) des Menschen können entzündet sein. Auch eine gemeinsame Entzündung beider Darmabschnitte ist möglich.

Neben diesen akuten Darmentzündungen kann der Darm auch chronisch entzündet sein. Dies ist zum Beispiel bei der Krankheit Morbus Crohn der Fall.

Während Morbus Crohn im gesamten Verdauungstrakt (von der Mundhöhle bis zum After) auftreten kann, beschränkt sich die Colitis ulcerosa eher auf den Mast- und den Dickdarm.

Beim Morbus Crohn sind auch die tiefen Schleimhautschichten des Darms betroffen. Bei der Colitis ulcerosa bilden sich Geschwüre an den oberflächlichen Schleimhautschichten.

Egal ob eine akute oder chronische Darmentzündung vorliegt: Hauptsymptom ist immer der Durchfall. Die Patienten leiden dann meist unter Bauchschmerzen, oft auch unter Krämpfen im Bereich des Bauches.

Bei länger andauernden Darmentzündungen kann dem Durchfall auch Blut beigemischt sein. Teilweise haben die Patienten auch Fieber.

Besonders wenn der Durchfall lange Zeit andauert, nehmen die Patienten rasch an Gewicht ab und der Körper trocknet aufgrund des hohen Flüssigkeitsmangels aus. Folge davon kann ein Kreislaufzusammenbruch sein. Bei einer Dünndarmentzündung können weitere Symptome wie Appetitlosigkeit und Übelkeit hinzukommen.

Die Symptome des Morbus Crohn ähneln denen einer (chronischen) Blinddarmentzündung:

Zusätzlich können Durchfälle (ohne Blutbeimengungen) auftreten. Auch andere Organe wie die Haut oder die Augen können Symptome zeigen. Häufig treten auch Gelenkentzündungen auf. Die Colitis ulcerosa äußert sich in Form von blutig-schleimigen Durchfällen und krampfartigen Bauchschmerzen vor dem Stuhlgang.

Diagnose

Wenn ein Patient derartige Symptome schildert, führt der Arzt zuerst eine körperliche Untersuchung durch und tastet dabei den Bauch des Patienten ab. Auch der Blutdruck wird kontrolliert. Wenn der Patient bereits Probleme mit dem Kreislauf hat, kann der Blutdruck äußerst niedrig sein.

Da die Darmentzündung durch verschiedene Krankheitserreger verursacht sein kann, bittet der Arzt seinen Patienten um eine Stuhlprobe, die er dann weiter an ein Labor schickt. Die Stuhlprobe wird im Labor unter dem Mikroskop auf Keime untersucht.

Das Ergebnis ist für die weitere Behandlung von entscheidender Bedeutung. Je nachdem, welche Ursache der Arzt vermutet, kann auch eine Darmspiegelung notwendig sein. Der Patient muss dazu über mehrere Stunden eine abführende Lösung trinken, um seinen Darm zu reinigen. Vor der Untersuchung erhält der Patient ein leichtes Beruhigungsmittel.

Die Darmspiegelung wird mit einem so genannten Endoskop durchgeführt. Ein Endoskop ist eine Kamera mit der einer Lichtquelle und einem langen biegsamen Schlauch. Dieser wird vom Arzt in den After des Patienten eingeführt und durch den Darm des Patienten geschoben.

Hier kann der Arzt etwaige Darmveränderungen und Entzündungen diagnostizieren und gegebenenfalls eine Gewebeprobe mit einer dünnen Zange entnehmen. Auch diese Probe wird in ein Labor gesandt und entsprechend untersucht.

Behandlung

Wurde eine Darmentzündung durch Bakterien verursacht, verordnet der Arzt häufig ein Antibiotikum. In vielen Fällen heilt die akute Darmentzündung jedoch auch ohne Medikamenteneinnahme aus.

In anderen Fällen kann der Arzt vorübergehend ein Medikament zur Behandlung des Durchfalles verordnen. In jedem Fall müssen die Patienten ausreichende Mengen trinken, um ein Austrocknen ihres Körpers zu verhindern.

Dazu gibt es spezielle Elektrolytlösungen in der Apotheke zu kaufen. Kleine Kinder und ältere Menschen erhalten die notwendige Flüssigkeit oftmals intravenös als Infusion verabreicht, um dem Körper schnell wieder Flüssigkeit zuzuführen.

Während der akuten Darmentzündung sollten die Patienten Diät halten und einige Zeit auf Nahrung verzichten (jedoch keinesfalls auf das Trinken!). Wenn der Durchfall sich gebessert hat, kann mit gut verträglichen Lebensmitteln wie Zwieback begonnen werden und die Nahrung langsam wieder gesteigert werden.

Chronische Darmentzündung

Patienten mit einer chronischen Darmentzündung wie Morbus Crohn müssen oftmals stationär in einem Krankenhaus behandelt. Entsprechend der unnormal hohen Abwehrreaktion des Immunsystems besteht die Therapie bei entzündlichen Darmerkrankungen zunächst in abwehrunterdrückenden Medikamenten.

Immunsuppressiva wie Cortison, Azathioprin oder TNF-alpha-Blocker schwächen die Entzündungsreaktion wirksam ab. In manchen Fällen führen sie zum völligen Stillstand der Darmentzündung, in aller Regel handelt sich aber um einen schubweisen Verlauf: nach langen beschwerdefreien Phasen können intensiver Stress, Infekte oder Rauchen einen erneuten Krankheitsschub auslösen.

Aufgrund der narbigen Veränderungen in der Darmwand und gehäuft auftretenden Fisteln ist bei Morbus Crohn öfter eine Operation erforderlich. Je nach Schädigung des Dickdarms kann ein künstlicher Darmausgang erforderlich werden. Wenn der Schließmuskelapparat zerstört ist, droht Stuhlinkontinenz.

Während die Diagnose "Morbus Crohn" noch vor wenigen Jahrzehnten mit einer reduzierten Lebenserwartung einherging, können 70 Prozent der Betroffenen heute aber ein weitgehend normales Leben führen. Entscheidend für den Krankheitsverlauf sind eine Umstellung der Ernährung, das Reduzieren von Stress und Tabakkonsum sowie eine konsequente Therapie.

Patienten, die nicht auf Zigaretten verzichten können, erleben tendenziell schwerere Krankheitsverläufe und benötigen öfter eine Operation. Jeder Vierte entwickelt Symptome außerhalb des Verdauungstraktes: Hautveränderungen, Augenentzündungen oder Abgeschlagenheit gehören zu den häufigeren Begleiterscheinungen eines Darmleidens.

Vorbeugung

Eine akute Darmentzündung kann man nur insofern verhindern, dass man keine rohen Lebensmittel wie zum Beispiel Eier verzehrt. In südlichen und gefährdeten Ländern sollte kein Wasser aus der Leitung getrunken werden. Hier sollte lieber Mineralwasser verwendet werden.

Auch das Obst sollte in diesen Ländern nur geschält verzehrt werden. Wer dennoch eine Darmentzündung bekommt, sollte unbedingt auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten und besonders mit kleinen Kindern oder älteren Patienten einen Arzt aufsuchen. Da die genauen Ursachen für die chronische Darmentzündung, wie sie bei Morbus Crohn vorliegt, noch nicht erforscht sind, kann man gegen diese Form nichts Vorbeugendes unternehmen.

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