Chlamydien im Hoden könnten Männer unfruchtbar machen

Wissenschaftler konnten die Bakterien erstmals im menschlichen Hoden nachweisen

Von Cornelia Scherpe
19. November 2019

Zum ersten Mal ist es gelungen, im menschlichen Hoden die Bakterien der Familie Chlamydiaceae festzustellen. Sie werden umgangssprachlich auch als Chlamydien bezeichnet und zählen zu den übertragbaren Geschlechtskrankheiten. Bei Frauen ist bekannt, dass eine Chlamydien-Infektion ohne Behandlung zu einer Unfruchtbarkeit führen kann. Für Männer stand bislang nur eine Vermutung im Raum, die Forscher aus Australien jetzt jedoch mit neuen Fakten verstärken.

Chlamydien im Hoden nachgewiesen

Den Wissenschaftlern war es erstmals möglich, im menschlichen Hoden den Nachweis für Chlamydien zu erbringen. Bei den Patienten handelte es sich um Männer, die wegen des Verdachts auf Unfruchtbarkeit beim Arzt gewesen waren. Es wurde eine Biopsie durchgeführt, um die Gesundheit der Hoden zu untersuchen. Dabei stellten die Mediziner im Labor fest, dass von 95 Patienten insgesamt 45 Prozent die Bakterien in den Hoden trugen.

Wünscht sich ein Paar erfolglos ein Kind, liegt es in 60 Prozent der Fälle an der fehlenden Empfängnisbereitschaft des weiblichen Körpers und in 40 Prozent der Fälle an mangelnder Zeugungskraft des Mannes. Während bei Patientinnen einige Ursachen für vorübergehende oder dauerhafte Unfruchtbarkeit bekannt sind, bleiben die Gründe der männlichen Infertilität oft ein Rätsel. Ärzte können lediglich in Untersuchungen klären, dass es wenige und/oder kaum gesunde Spermien gibt, doch die Ursachen sind meist unklar. Der gelungene Chlamydien-Nachweis australischer Forscher könnte daher einen Durchbruch bedeuten.

Chlamydien mindern die Spermienqualität

Bislang war es nur in Versuchen mit Ratten ersichtlich, dass Chlamydien die Fruchtbarkeit männlicher Tiere stören können. Die Bakterien sorgen in den Hoden für eine Herabsenkung der Spermienproduktion. Zudem werden die Samenzellen, die entstehen, insgesamt weniger mobil. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Chlamydien in menschlichen Hoden einen vergleichbaren Effekt erzielen. Beweisen kann es diese Studie noch nicht.

Ein zweites Indiz liefert aber zumindest die Untersuchung von 18 weiteren Spermaproben. Sie stammten von Männern, die für die künstliche Befruchtung der Partnerin ihr Ejakulat abgeliefert hatten. Hier fanden die Forscher bei zwölf Proben und damit in 66,7 Prozent der Fälle Chlamydien im Sperma. Es wäre daher gut möglich, dass der ausbleibende Kindersegen bei diesen Paaren auf die fehlende Fruchtbarkeit des Mannes aufgrund von Chlamydien zurückging.