Chlamydien-Infektionen breiten sich aus: Auch immer mehr Männer betroffen

Von Nicole Freialdenhoven
25. September 2014

Bei Chlamydien-Infektionen, insbesondere beim Erreger Chlamydia trachomatis, liegt das Augenmerk zumeist auf weiblichen Betroffenen: Bei Frauen bleiben symptomlose Infektionen in bis zu zwei Dritteln unerkannt und werden daher auch nicht behandelt. Dies kann jedoch zu Unfruchtbarkeit führen. Alleine in Deutschland sind etwa 100.000 Frauen aufgrund einer Chlamydien-Infektion ungewollt kinderlos. Allerdings gibt es nach wie vor kein allgemeines Screening für Frauen, wie es in anderen Ländern üblich ist und auch für Männer gibt es keine flächendeckenden Untersuchungen.

Chlamydien-Infektion bei Männern weiter verbreitet als angenommen

Das Robert Koch-Institut sammelt jedoch seit 2008 regelmäßig die Daten aus Laboren, in denen Tests ausgewertet werden. Dabei wurde nun festgestellt, dass die Zahl der Chlamydien-Infektionen bei Männern weiter verbreitet ist, als angenommen. Betroffen sind vor allem Männer, die Sex mit Männern haben (MSM): Rund 10 Prozent der Labortests waren positiv ausgefallen. Vermutlich handelt es sich dabei meist um Infektionen des Rektums.

Die Datenlage ist jedoch allgemein sehr dünn, weil konkrete flächendeckende Werte fehlen. Bemerkenswert fanden die Forscher die Zunahme der Infektionen mit den Serotypen L1 bis L3, die auf ein Lymphogranuloma venereum (LGV) hinweisen. Dabei handelt es sich um eine eigenständige Krankheit, die ursprünglich aus den Tropen stammt, sich aber in den letzten zehn Jahren vor allem unter MSM in Europa ausgebreitet hat.