Burn-Out gab es schon um 1914 - als Ursache galten Hetzen und Jagen im modernen Alltag

Von Dörte Rösler
24. März 2014

Stress gibt es immer und überall. Heute sind es Smartphone und Mails - vor 100 Jahren machten Mediziner die Taschenuhr als Gefahr für die seelische Gesundheit aus. Bekanntestes Opfer der technischen Revolution war Kaiser Wilhelm II. Wie zahlreichen Zeitgenossen wurde ihm nach der Diagnose "Neurasthenie" mehr Ruhe verordnet. Moderne Ärzte nennen das Phänomen Burn-Out und raten ihren Patienten zum Abschalten - von Mobiltelefon, Internet und anderen Stressfaktoren.

Symptome und Ursachen der Neurasthenie

Geprägt wurde der Begriff Neurasthenie 1880 in New York. Von dort schwappte die Diagnose-Welle um die Jahrhundertwende nach Europa. Wie beim Burn-Out versammelten Nervenärzte unter der Bezeichnung eine ganzes Paket an körperlichen und psychischen Erscheinungen: von Schlaf- und Verdauungsstörungen über Kreislaufprobleme und schnelle Ermüdbarkeit bis zu Depressionen. Neurastheniker wie Robert Musil und Max Weber klagten öffentlich über ihr Leiden. Und die Folgen spürten viele - um 1914 war die Neurasthenie eine der am häufigsten diagnostizierten Krankheiten.

Als Ursache für die Nervenschwäche galt das Hetzen und Jagen im modernen Alltag. Aus heutiger Perspektive ließen sich jedoch noch andere Gründe für den damaligen "Burn-Out" vermuten: sexuelle Frustrationen, die auch Zeitgenosse Sigmund Freud als Ursprung von Neurosen nannte.