Early-Goal Directed Therapy: Aggressive Behandlung bei einer Blutvergiftung bringt keine Vorteile

Nach einer Studie steht "Early-Goal Directed Therapy" hart in der Kritik

Von Cornelia Scherpe
13. Oktober 2014

Bei der sogenannten "Early-Goal Directed Therapy" handelt es sich um eine Behandlungsmethode, die bei einer akuten Blutvergiftung (der Sepsis) zum Einsatz kommt. Sie gilt in vielen Krankenhäusern inzwischen als Mittel der Wahl, wenn der Patient unter einem septischen Schock steht.

Alternativ wird auf vielen Intensivstationen auch noch die Standardbehandlung angewandt. Nun zeigt eine aktuelle Studie, wie oft die Early-Goal Directed Therapie in der Praxis versagt.

Eigenschaften der Early-Goal Directed Therapy

Bei dieser aggressiven Art der Patientenversorgung wird der Blutdruck in Venen und Arterien, sowie die Sauerstoffsättigung besonders engmaschig kontrolliert. Durch sofortige Gegenmaßnahmen wie Bluttransfusionen wird auf schlechte Werte unmittelbar reagiert. Die Standardversorgung ist dagegen weniger intensiv und unterstützt den Körper bei der eigenen Gegenwehr.

Die Early-Goal Directed Therapie befolgte man nun im Versuch mit 800 Patienten. 800 weitere Probanden erhielten die weniger aggressive Standardbetreuung. 90 Tage nach der akuten Blutvergiftung verglich man die Sterblichkeit in beiden Gruppen.

Kein größerer Erfolg durch aggressive Therapie

Nach der Intensivbetreuung waren 18,6 Prozent der Patienten verstorben, in der Kontrollgruppe 18,8 Prozent. Trotz der aggressiven Therapie waren in Gruppe 1 also kaum mehr Leben gerettet worden. Auch Punkte wie Beatmungsdauer oder Dialyse-Notwendigkeit waren in beiden Gruppen vergleichbar gewesen.

Aufgrund dieser Ergebnisse halten es die Forscher für fragwürdig, ob die Early-Goal Directed Therapy weiterhin in so breitem Rahmen durchgeführt werden sollte. Zum ersten Mal eingeführt wurde die Methode 2001 und gilt seitdem für viele Krankenhäuser als neuer Standard.

Die aktuelle Studie sieht jedoch keinen Vorteil in der aggressiven Behandlungsstrategie. Ob die internationalen Leitlinien in absehbarer Zeit jedoch angepasst werden, steht bisher noch offen.