Blinddarmentzündung behandeln: Antibiotika können eine Operation überflüssig machen

Laut einer Studie kann der Einsatz von Antibiotika die Entfernung des Appendix' verzichtbar machen

Von Cornelia Scherpe
19. Juni 2015

Allgemein spricht man von einer "Blinddarmentzündung", wenn eine Entzündung des Wurmfortsatzes gemeint ist. Dies ist der kleine Fortsatz, der direkt am Blinddarm hängt. Ärzte sprechen im Fachjargon von einer Appendizitis. Patienten mit einer Wurmfortsatzentzündung müssen sich meist einer Operation unterziehen, bei der ein Chirurg den Appendix komplett entfernt.

Antibiotika oder OP?

Allerdings vermuten Ärzte schon seit längerer Zeit, dass es gar nicht immer eine OP sein muss. Durch eine konsequente Vergabe von Antibiotika könnte man die Entzündung ebenfalls in den Griff bekommen. Heilt der Wurmfortsatz auf diese Weise ab, muss der Bauchraum nicht geöffnet werden.

Diese Theorie stößt auf viel Widerstand, da eine sofortige Operation bei der Wurmfortsatzentzündung seit gut 100 Jahren als Norm gilt. Wird keine Not-OP durchgeführt, spricht man von einem lebensgefährlichen Fehler. Ob das wirklich stimmt und wie sinnvoll die Vergabe von Antibiotika als Alternative ist, hat eine Studie untersucht und präsentiert dabei interessante Ergebnisse.

Operation verzichtbar

In der Untersuchung arbeitete man mit 530 Freiwilligen, die mindestens 18 Jahre alt waren. Bei jedem war mittels CT eine Appendizitis festgestellt worden, die aber noch vergleichsweise unkompliziert war. Unkompliziert bedeutet in diesem Fall, dass es noch nicht zu einer Perforation oder einem Abszess gekommen war.

In diesen schweren Fällen sollte auch weiterhin sofort operiert werden. Liegt jedoch alleinig eine Entzündung vor und das Gewebe ist ansonsten intakt, zeigt die Studie einen guten Nutzen der Antibiotika.

Die Hälfte der Teilnehmer wurde als Kontrollgruppe operiert, die anderen bekamen die Medikamente. Die Patienten der Antibiotika-Gruppe sprachen größtenteils gut auf die medikamentöse Therapie an. Insgesamt 70 Teilnehmer der Gruppe entwickelten allerdings innerhalb von 12 Monaten erneut eine Wurmfortsatzentzündung und wurden am Ende doch operiert.

Das entspricht einer Versagensrate von 27,3 Prozent. Bei der Mehrheit der Patienten war die Antibiotika-Vergabe aber hilfreich. Das bedeutet, dass die Medikamente drei von vier OPs verhindert haben.