Strahlenzystitis - Blasenentzündung infolge einer Strahlentherapie

Als Strahlenzystitis, auch radiogene Zystitis, bezeichnet man eine Form von Blasenentzündung. Sie kommt vor allem nach Bestrahlungen im Rahmen einer Krebstherapie vor. Je nach Höhe der Strahlendosis kann es zu einem unterschiedlichen Schweregrad kommen; dabei unterscheidet man die akute, die ischämische sowie die fibrotische Reaktion. Informieren Sie sich über die Blasenentzündung infolge einer Strahlentherapie.

Von Jens Hirseland

Bei der Strahlenzystitis, die auch als radiogene Zystitis bezeichnet wird, handelt es sich um eine Sonderform von Harnblasenentzündung. Sie wird durch Bestrahlungen des kleinen Beckens ausgelöst und ist eine häufig auftretende und in Kauf genommene Nebenwirkung einer Krebstherapie.

Ursachen und Folgen

Zu einer Strahlenzystitis kommt es vor allem im Rahmen von Krebsbehandlungen, bei denen das kleine Becken bestrahlt wird, um Tumore bei

zu behandeln. Solche Bestrahlungen können jedoch zu Nebenwirkungen führen, da nicht nur das erkrankte Gewebe geschädigt wird, sondern auch das gesunde Gewebe der Harnblase. So kann es zu entzündungsbedingten Verschlüssen der kleinsten Blutgefäße im Blasengewebe, den Kapillaren, kommen.

Dies hat wiederum heftige Blutungen sowie Probleme beim Wasserlassen zur Folge. Auch die Schleimhautzellen der Blase werden bei dem Bestrahlungsvorgang attackiert und zerstört.

Durch die Zerstörung der Zellen und damit der Harntraktschutzschicht kommt es natürlicherweise zu einer Entzündung, da das Abwehrsystem des Körpers den Versuch unternimmt, die entstandenen Schäden zu beheben. Spezielle Erreger sind an einer Strahlenzystitis nicht beteiligt.

Symptome

Eine Strahlenzystitis kann sowohl akut als auch chronisch sein. In manchen Fällen tritt sie sogar noch Jahre nach der Strahlentherapie auf.

In diesem Fall ist sie dann meist chronischer Natur. In der Regel kommt es jedoch nach etwa vier bis sechs Wochen zu einer entzündlichen Reaktion.

Zu den typischen Symptomen einer Harnblasenentzündung gehören ständiger und starker Harndrang, eine erschwerte Blasenentleerung sowie ein brennendes Gefühl beim Wasserlassen. Außerdem kommt es in der Blasenregion zu unangenehmen Druckschmerzen.

Manchmal ist der Urin getrübt oder enthält Beimengungen von Blut. Fieber tritt jedoch in der Regel nicht auf.

Verlauf

Der Schweregrad der Erkrankung hängt von der Höhe der Strahlendosis ab. Nach der Bestrahlung lässt sich die Gewebereaktion in drei Phasen unterteilen.

  • akute Reaktion: entzündliche Reaktion innerhalb von 4 bis 6 Wochen; es kommt zur Regeneration oder zur zweiten Phase
  • ischämische Reaktion: ischämischer Gewebeschaden; Gewebe reagiert auf äußere Einflüsse immer empfindlicher, die Heilungsfähigkeit ist deutlich eingeschränkt, die Bildung einer Harnblasenfistel ist möglich
  • fibrotische Reaktion: es kommt zu einer fortschreitenden Fibrose und Schrumpfung, welche auch noch über zehn Jahre nach der Therapie auftreten kann

Behandlung

Behandelt wird eine akute Strahlenzystitis in der Regel mit Medikamenten wie Anticholinergika oder nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR). Mitunter wird auch eine Spülung der Harnblase durchgeführt.

Darüber hinaus ist es wichtig, dass der Patient

  • sich warm hält
  • viel trinkt und
  • eine gute Toilettenhygiene einhält.

Auf diese Weise soll verhindert werden, dass es zusätzlich zum Einwandern von Bakterien in die Harnblase und die geschwächte Schleimhaut kommt. Je nach Stärke der Beschwerden kann jedoch auch ein endoskopischer Eingriff erforderlich sein, um zum Beispiel Blutungsquellen zu veröden.

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