Medikament bei bipolarer Störung: Wirkung auf Hirnzellen kann im Labor sichtbar gemacht werden

Wirksamkeit von Lithium bei bipolarer Störung wurde im Labor anhand von Hautzellen erforscht

Von Cornelia Scherpe
5. November 2015

Bei einer bipolaren Störung zeigen Betroffene extreme Stimmungsschwankungen. Sie sind in einem Moment sehr euphorisch und voller Tatendrang, im nächsten zieht sie eine depressive Stimmung in die Tiefe. Woher diese Schwankungen kommen, ist bisher nicht klar.

Einige Neurologen vermuten, dass die Patienten eine Hyperaktivität in den Hirnzellen erleben, während sie manisch sind und dabei die verfügbare Energie viel zu schnell aufgebraucht wird. Sind die Ressourcen verbraucht, tritt ein erzwungener Ruhezustand im Gehirn ein, der sich durch depressives Verhalten zeigt.

Unbehandelt wird eine bipolare Störung für Patienten und ihr Umfeld schnell zur Lebenskrise. Bis zu 15 Prozent der Betroffenen ohne Therapie nehmen sich das Leben. Wer sich für eine Behandlung entscheidet, erhält neben

Am häufigsten wird Lithium verschrieben. Das Mittel wirkt bei vielen Patienten sehr gut, bei anderen dagegen überhaupt nicht.

Wirksamkeit von Lithium erforscht

Wer in welche Gruppe hineinfällt, konnte bisher nur der Praxistest ergeben. Um die Auswirkungen des Wirkstoffes auf Gehirnzellen zu sehen, hätte sonst eine Hirnbiopsie durchgeführt werden müssen und das ist aus ethischen Gründen nicht Teil der Behandlung. Nun ist es Forschern jedoch gelungen, den Nachweis ganz ohne Gewebeprobe aus dem Gehirn zu liefern. Sie benutzen stattdessen Hautzellen.

Studie mit 6 Probanden

Sechs Patienten mit bipolarer Störung erklärten sich zur Studie bereit.

  1. Die Ärzte entnahmen bei jedem Hautzellen und isolierten in der jeweilige Probe die Fibroblasten.

  2. Diese Zellen konnten dann durch das Einwirken von Viren im Labor zu induzierten pluripotenten Stammzellen (kurz iPS) gewandelt werden.

  3. Die Stammzellen wiederum nutzte man, um Nervenzellen zu züchten, die exakt den Nervenzellen im Gehirn des Spenders entsprachen.

An ihnen testete man nun den Wirkstoff Lithium und untersuchte die Reaktion der Zellen.

Tatsächlich zeigten drei Proben gar keine Reaktion. Diese stammten genau von den drei Patienten, bei denen die Einnahme der Medikamente nichts verbessert hatte. Die übrigen drei hatten auf die Therapie angesprochen und auch ihre Zellen im Labor zeigten das.