Bettnässen bei Jugendlichen und Erwachsenen

Bettnässen oder auch Enuresis zählt zu den häufigsten Störungen im Kindesalter. Doch auch bei Jugendlichen und Erwachsenen kann es zum Einnässen kommen. Dabei muss man zwischen dem Einnässen bei Nacht und bei Tag unterscheiden. Zu den möglichen Ursachen zählen körperliche Leiden; aber auch genetische Faktoren sowie hormonelle Störungen können eine Rolle spielen. Lesen Sie alles Wissenswerte über das Bettnässen bei Kindern und Erwachsenen.

Von Jens Hirseland

In der Medizin wird Bettnässen bzw. Einnässen als Enuresis bezeichnet. Gemeint ist damit ungewolltes Urinieren. Man unterscheidet dabei zwischen dem nächtlichen Bettnässen (Enuresis nocturna) sowie dem Einnässen bei Tag (Enuresis diurna).

Bei Kindern ist Bettnässen eine häufig auftretende Störung. So kommt es bei 25 Prozent aller Vierjährigen und bei 10 Prozent aller Siebenjährigen zum Einnässen. Doch auch 1-2 Prozent aller Jugendlichen sowie etwa ein Prozent aller Erwachsenen haben mit Enuresis zu kämpfen.

Das Einnässen bei kleineren Kindern ist nicht allzu ungewöhnlich, da bei ihnen die Schließfunktion der Blase noch nicht richtig ausgeprägt ist. Hält das Bettnässen jedoch im höheren Alter an, spricht man von einer Enuresis, die bei Jungen doppelt so häufig vorkommt wie bei Mädchen.

Die Betroffenen stehen dabei meist unter hohem Leidensdruck, denn bei Jugendlichen und Erwachsenen gilt Bettnässen als Tabu-Thema. Während bei Kindern meist eine zu geringe Kapazität der Blase oder Entwicklungsstörungen der Grund für das Bettnässen sind, lässt sich die Ursache bei Jugendlichen und Erwachsenen nicht so einfach feststellen.

Folgen einer Enuresis

Für die Betroffenen stellt eine Enuresis eine erhebliche Beeinträchtigung ihrer Lebensqualität dar, da ihr Selbstbewusstsein und ihre Sexualität darunter leiden. Darüber hinaus fallen noch die Kosten für das ständige Tragen einer Inkontinenz-Einlage an, da die Krankenkassen nicht immer für solche Hilfsmittel aufkommen.

Mögliche Ursachen

Um eine Enuresis wirksam behandeln zu können, ist es wichtig, ihre genaue Ursache festzustellen. Dazu sollte ein Urologe aufgesucht werden, der den Patienten auf körperliche Gründe wie

  • Nierenleiden
  • eine zu kleine Harnblase oder
  • Fehlbildungen der Harnwege

untersucht. Bei der Auswahl des richtigen Arztes oder einer Klinik kann einem sicherlich auch der Hausarzt weiterhelfen.

In manchen Fällen kann das nächtliche Einnässen auch psychische Ursachen haben. Außerdem führen tiefer Schlaf oder starker Alkoholkonsum mitunter dazu, dass die Betroffenen ihren aufkommenden Harndrang nicht rechtzeitig bemerken.

Dem Bettnässen kann auch eine genetische Veranlagung zugrunde liegen. In diesem Fall liegt, wie beim kindlichen Einnässen, eine verzögerte Reifung der Blasenkontrolle im Hirn vor. Man vermutet auch einen möglichen Zusammenhang mit der Schlafapnoe.

Eine weitere mögliche Ursache kann ein Mangel an dem antidiuretischen Hormon (ADH) sein. Zu den Funktionen dieses Hormons gehört auch das Drosseln der Harnproduktion während des Schlafens. In solchen Fällen ist es möglich, das Einnässen durch eine Behandlung mit Medikamenten zu bessern; häufig kommt dabei der Wirkstoff Desmopressin zum Einsatz.

Manchmal ist auch eine überaktive Blase die Ursache für nächtliches Einnässen. Lässt sich eine überaktive Blase bei Tage noch kontrollieren, ist dies dann in der Nacht nicht mehr der Fall. So kann es passieren, dass das Signal einer vollen Blase zu früh an das Gehirn weitergeleitet wird.

Behandlungsansätze

Eine Behandlungsmöglichkeit ist die so genannte apparative Verhaltenstherapie. Dabei befestigt man einen Feuchtigkeitssensor an der Unterhose.

Kommt es dann zum Einnässen, löst der Sensor einen Klingelalarm aus. Auf diese Weise soll der Patient mit der Zeit lernen, bereits bei der Dehnung der Blase wach zu werden.

Um zumindest ein nasses Bett zu vermeiden, hilft auch das Tragen einer speziellen Windel für Erwachsene. Auch Betroffene, die tagsüber einnässen, greifen häufig darauf zurück. Man erhält solche Windeln beispielsweise im Sanitätshaus oder auch in der Apotheke; wem dies unangenehm ist, findet jedoch auch online verschiedene Anbieter.

Hausmittel

Man kann das Problem des Bettnässens auch mit verschiedenen Hausmitteln angehen. Hilfreich können beispielsweise gekochte Heublumen sein. Hierfür kocht man eine Hand voll Knospenfür fünf Minuten.

Anschließend wickelt man sie in ein Tuch und legt dieses auf die Magenregion. Durch das Einwirken der Extrakte kommt es zu einem schnellen Harndrang, wodurch man seine Blase gänzlich leeren kann. Des Weiteren wird die Funktion der Muskeln angeregt.

Auch eine fertige Bachblütenmischung kann helfen. Hiervon nimmt man fünf Mal täglich fünf Tropfen ein.

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