Thorakaler Bandscheibenvorfall - Bandscheibenprolaps der Brustwirbelsäule

Unter einem thorakalen Bandscheibenvorfall versteht man einen Bandscheibenprolaps der Brustwirbelsäule. Diese Form tritt nur äußerst selten auf und verursacht oftmals keinerlei Symptome. In anderen Fällen kann es zu einseitigen Brustschmerzen, die auch in den Rücken ausstrahlen können, kommen. Behandelt wird in der Regel konservativ. Informieren Sie sich über den thorakalen Bandscheibenvorfall.

Von Jens Hirseland

Spricht man von einem Bandscheibenvorfall, ist damit ein Verrutschen oder Verlagern des weichen Bandscheibengallertkerns in den Wirbelkanal gemeint. Man unterscheidet zwischen verschiedenen Formen von Bandscheibenvorfällen, zu denen auch der thorakale Bandscheibenprolaps gehört.

Der Körper des Menschen verfügt insgesamt über 23 Bandscheiben, die von der Halswirbelsäule über die Brustwirbelsäule bis hin zur Lendenwirbelsäule reichen. Eine einzelne Bandscheibe wird aus einem weichen Gallertkern zusammengesetzt. Diesen Kern umhüllt ein Ring, der aus Faserknorpeln besteht.

Krankheitsbild Bandscheibenvorfall

Kommt es jedoch zu einer Verlagerung oder einem Verrutschen des Bandscheibenkerns, besteht die Gefahr, dass der Faserring durchbrochen wird und die Gallertmasse anschließend in den Wirbelkanal austritt, wo sie auf die angrenzenden Nerven drücken kann. Dieser Vorgang, der mitunter zu beträchtlichen Schmerzen führt, wird als Bandscheibenvorfall oder Diskusprolaps bezeichnet.

Eine andere Variante ist die Bandscheibenvorwölbung, bei der es zu einer Verlagerung des Bandscheibengewebes nach außen kommt. Der Bindegewebsring wird dabei jedoch nicht beschädigt.

Diagnose und Ursachen

In der Medizin unterscheidet man zwischen drei verschiedenen Formen von Bandscheibenvorfall. Dies sind

Ein Bandscheibenvorfall an der Brustwirbelsäule kommt nur sehr selten vor. Oftmals entdeckt man ihn nur zufällig im Rahmen einer Magnetresonanztomographie (MRT). Die Magnetresonanztomographie bzw. Kernspintomographie gilt als beste Untersuchungsmethode, um einen thorakalen Bandscheibenprolaps zu diagnostizieren.

Betroffen ist meist die Region zwischen dem achten und 12. Brustwirbel. Dabei tritt der Bandscheibenvorfall in den häufigsten Fällen bei Brustwirbel 11/12. Zu den Risikopatienten zählen Menschen zwischen 40 und 60 Jahren.

Die Ursachen für einen Bandscheibenvorfall sind vielfältig. So kann eine langjährige Vorschädigung der Bandscheiben bestehen oder eine belastungs- oder altersbedingte Schwächung des Bandscheibenbindegewebsringes vorliegen. Auch

  • Fehlbelastungen
  • Rumpfverletzungen wie zum Beispiel Stürze oder
  • genetische Schwächen

können zu einem Prolaps der Bandscheiben führen.

Symptome

Bei einem thorakalen Bandscheibenvorfall treten oftmals keinerlei Symptome auf. In manchen Fällen kann sich der Prolaps jedoch durch unangenehme Beschwerden bemerkbar machen.

Dazu gehören vor allem starke Schmerzen, die einseitig im Brustkorb zu verspüren sind und in den Rippenverlauf und Rücken ausstrahlen. Außerdem kann es zu Lähmungserscheinungen an einem Arm oder auch an beiden Armen kommen.

In den Beinen tritt häufig ein Schweregefühl auf, sodass es betroffenen Patienten schwer fällt, längere Strecken zurück zu legen oder Treppen zu steigen. Selten sind auch Blasen- und Mastdarmstörungen zu erkennen.

Klassifizieren lässt sich ein thorakaler Bandscheibenvorfall je nach Lage im Wirbelkanal als zentral (median), zentrolateral (paramedian) sowie lateral. In etwa 70 Prozent der Krankheitsfälle liegt eine zentrale oder zentrolokale Erkrankung vor.

Bei zentralen Bandscheibenvorfällen kommt es zu einer Kompression des Rückenmarks, während laterale Vorfälle eher die austretenden Spinalnervenwurzeln beeinträchtigen. Auftretende Symptome sind somit in der Regel auf die Druckausübung auf das Rückenmark und somit die mangelnde Durchblutung zurück zu führen.

Diagnose

Im Rahmen der Diagnose erfolgt eine klinisch neurologische Untersuchung. Durch das so genannte Scoring System, das verschiedene Tests umfassen kann, können jegliche sensomotorische Funktionsausfälle erfasst werden. Ebenso kommen bildgebende Verfahren wie ein MRT zur Anwendung.

Behandlung

Ein thorakaler Bandscheibenvorfall wird in der Regel konservativ behandelt. Dazu gehören unter anderem die Bekämpfung der Schmerzen mit

Operative Eingriffe werden dagegen lediglich in Ausnahmefällen durchgeführt und sollten nur in Kliniken erfolgen, die sich auf solche Operationen spezialisiert haben. Der Umfang und die Risiken eines solchen Eingriffs lassen sich nicht mit Operationen im Falle eines lumbalen oder zervikalen Bandscheibenvorfalls vergleichen.

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