Infektionen während der Schwangerschaft können Gehirn des Kindes beeinflussen

Ein Mäuse-Versuch hat ergeben, dass bakterielle Infektionen sich offenbar direkt auf die Gehirnentwicklung auswirken

Von Cornelia Scherpe
17. März 2016

Ein normaler Schnupfen in der Schwangerschaft ist nicht selten und kein Grund zur Sorge. Wichtig sind

  • ausreichend Ruhe und
  • möglichst der Verzicht auf zu viele Medikamente.

Pflanzliche Mittel und viel Tee gelten als beste Wahl. Mit Schäden für das Kind ist in diesen Fällen nicht zu rechnen.

Kommt es jedoch zu einer schweren Infektion, müssen werdende Mütter oft stärkere Medikamente nehmen, haben Fieber und leiden viele Tage. Eine aktuelle Studie hat dazu gezeigt, dass starke Infekte nicht nur den mütterlichen Organismus in Mitleidenschaft ziehen, sondern sich auch auf das Ungeborene auswirken können. Dabei ist vor allen Dingen die Entwicklung des Gehirns betroffen. Offenbar wirken die Infekte auf die Neuronen.

Mäuse-Versuch zeigt direkten Einfluss der Bakterien auf die Hirnentwicklung der Ungeborenen

Die Studie wurde mit Mäusen durchgeführt, die in zwei Gruppen aufgeteilt wurden.

  1. Die Tiere der einen Gruppe wurden unter normalen Bedingungen gehalten und die Muttertiere durchliefen eine problemlose Schwangerschaft samt Geburt.
  2. In der Gegengruppe löste man bakterielle Infektionen bei den trächtigen Tieren aus und untersuchte im Detail, wie die später geborenen Jungtiere darunter gelitten hatten.

Der Unterschied zwischen den zwei Gruppen aus Mäusejungen war deutlich. In den Gehirnen der Tiere, deren Mutter einen starken Infekt gehabt hatte, konnten die Forscher genau die Bakterien nachweisen, mit denen die Muttermaus infiziert gewesen war.

Die Erreger hatten offenbar einen direkten Einfluss auf die Hirnentwicklung, denn bei Tests schnitten die Tiere der Gruppe schlechter als die Kontrollgruppe ab.

Keine direkten Entzündungen, sondern veränderte Aktivitäten

Interessant war, dass die Bakterien im Gehirn der Jungtiere offenbar keine direkten Entzündungen auslösten. Stattdessen kam es zu veränderten Aktivitäten, da verschiedene Rezeptoren im Gehirn auf die Anwesenheit der Bakterien reagierten.

Wahl des Antibiotika-Wirkstoff ist entscheidend

Die Forscher untersuchten außerdem die Frage, ob eine schnelle Behandlung der Schwangeren die Übertragung auf das Ungeborene verhindert. Dafür gaben sie trächtigen Mäusen mit Infektion frühzeitig Antibiotika.

Ergebnis: Beim Wirkstoff Ampicillin kam es dennoch zu einer Infektion der Ungeborenen, beim Wirkstoff Clindamycin dagegen nicht. Offenbar spielt die Wahl des Antibiotikums also eine Rolle bei der Übertragung durch die Plazenta.