Autismus bei Kindern: Jungen werden schneller diagnostiziert als Mädchen

Mädchen fällt es leichter, die Ausprägungen ihrer autistischen Störungen zu kaschieren und kontrollieren

Von Nicole Freialdenhoven
26. November 2014

Autismus schien bislang vor allem ein männliches Phänomen zu sein: Jungen sind viermal häufiger von dieser Störung betroffen als Mädchen. Allerdings haben Forscher festgestellt, dass Mädchen auch viel seltener korrekt diagnostiziert werden, weil sich autistische Störungen bei ihnen anders äußern als bei den Jungen.

Chromosome und Sexualhormone

Eine Vermutung ist, dass dies daran liegt, dass Mädchen die Störung über das zweite X-Chromosom besser ausgleichen können als Jungen, die stattdessen das Y-Chromosom besitzen.

Eine andere These vermutet das männliche Sexualhormon Testosteron als Auslöser für autistische Störungen: So wurde festgestellt, dass ein sehr hoher Testosteronspiegel zu einem stark männlich ausgeprägten Gehirn führt.

Kaschierung und Kontrolle

Dadurch fällt es den Betroffenen noch schwerer, sich in andere Personen hinein zu fühlen oder sich sozial zu engagieren. Bei Mädchen macht sich dies jedoch weniger stark bemerkbar. So zeigen autistische Jungen weit eher die typische Fixierung auf bestimmte Interessen und neigen zu wiederholenden Bewegungen.

Mädchen dagegen fällt es leichter, ihre Probleme zu kaschieren und die autistische Störung zu kontrollieren. Dafür ziehen sie sich auch viel eher zurück in eine eigene Fantasiewelt und verzichten auf "typische" Mädchenfreundschaften, geselliges Beisammensein und Geplauder.

Diagnose bleibt aus

Auf andere wirken sie deswegen "merkwürdig" - aber dass es sich um eine autistische Störung handeln könnte, wird noch viel zu selten bemerkt.