Immer mehr falsche ADHS-Diagnosen in Deutschland

Von Cornelia Scherpe
4. April 2012

Immer mehr Kinder und Jugendliche erhalten beim Arzt die Diagnose ADHS. Will man den Ärzten glauben, so ist im Zeitraum von 1989 bis 2001 die Häufigkeit der Krankheit um 381 Prozent gestiegen. Auch die gegen die Störung verschriebenen Medikamente werden inzwischen 9-Fach so oft auf Rezept herausgegeben. Besonders das Mittel "Methylphenidat" hat inzwischen einen Absatz, der um 30 Prozent gestiegen ist.

Dieser drastische Anstieg ist aber nicht wirklich auf vermehrte Krankenfälle, sondern vielmehr auf Fehldiagnosen zurückzuführen, wie eine Studie besagt. Immer mehr Ärzte stellen die Diagnose einfach aufgrund einiger Symptome viel zu leichtfertig und gehen bei der Untersuchung nicht in die Tiefe.

In der Studie wurden 1.000 Psychologen mit den Fällen von zwei Jungen und zwei Mädchen vertraut gemacht. Nur jeweils einer der Jungen und eines der Mädchen litt tatsächlich an ADHS. Dennoch sagten 16,7 Prozent der Mediziner, alle Kinder seien eindeutig von der Störung betroffen. Auffällig viele männliche Therapeuten fanden sich in dieser Gruppe wieder, die weiblichen Ärzte irrten sich seltener.

Doch woher kommen die falschen Diagnosen? Die Forscher glauben, dass viele Ärzte weniger einen Katalog der Symptome abarbeiten, sondern sich vielmehr auf einen Prototypen verlassen, den sie vor dem geistigen Auge haben. Erfüllt der Patient in etwa dieses Bild, bekommt er einfach die Diagnose ADHS.