Wer an ADHS leidet, besitzt seltener eine Fahrerlaubnis und verursacht mehr Unfälle

Wer als ADHS-Patient seinen Führerschein schafft, setzt sich einem höheren Unfallrisiko aus

Von Cornelia Scherpe
13. Juli 2017

Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitäts­störung belastet Betroffene nicht nur als Kinder und Jugendliche, sondern bleibt auch im Erwachsenenalter bestehen. Zwar gehen die Symptome im Alltag meist zurück, sie verschwinden aber selten ganz.

Das hat unter anderem zur Folge, dass ADHS-Patienten seltener die Konzentration aufbringen, die notwendigen Stunden in der Fahrschule zu verbringen, um einen Führerschein zu erlangen. Wer es schafft und die Fahrerlaubnis in der Tasche hat, baut allerdings tendenziell eher Verkehrsunfälle als Gleichaltrige mit ähnlicher Fahrerfahrung. Wie genau das Risiko im Detail aussieht, hat eine US-Studie ermittelt.

Keine Verbesserung mit wachsender Fahrerfahrung

Die Forscher sahen sich die Daten von 18.000 Menschen an, die in ihrer Jugendzeit in einer Kinderklinik gewesen waren. Bei manchen war damals ADHS diagnostiziert worden. Zunächst wurde ermittelt, welche dieser ehemaligen Kinder später einen Führerschein gemacht hatten.

Es zeigte sich, dass ein halbes Jahr nach dem Erreichen des notwendigen Alters für einen solchen Schein nur 1.785 der ADHS-Patienten (35 Prozent) diesen Schritt gegangen waren. In der Gegengruppe waren es mit 13.221 Personen deutlich mehr.

Im weiteren Schritt verglich man, wer von diesen 1.785 Männern und Frauen im ersten Jahr der Fahrpraxis einen Unfall mit einem Schadenswert über 500 US-Dollar erlebte. Dies waren 764 und damit 42,8 Prozent.

In der Kontrollgruppe traten 4.715 Unfälle auf, was gerechnet auf 13.221 Personen nur 35,7 Prozent sind. Dieser Unterschied "verwuchs" sich auch mit den folgenden Jahren wachsender Fahrerfahrung nicht. Auch einen Unterschied bei den Geschlechtern konnten die Forscher nicht feststellen.

Interessant war für die Wissenschaftler zudem, dass die Einnahme von ADHS-Medikamenten offenbar keinen Einfluss auf die Unfallgefahr hat. Von den betrachteten Patienten hatten 12,1 Prozent in den letzten 30 Tagen vor ihrem Unfall ein Rezept beim Apotheker eingelöst und standen daher vermutlich unter Behandlung. Dennoch verursachte diese Teilgruppe ebenso häufig Unfälle wie die ADHS-Patienten, die vermutlich keine Medikamente nahmen.