ADHS besser verstehen - Forscher entschlüsseln Funktion eines ADHS-Gens

Von Cornelia Scherpe
23. Juli 2014

Die Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung gilt noch immer als unzureichend erforscht. Das ist auch der Grund, warum manche Kinder die Diagnose und die damit verbundene Therapie zu unrecht erhalten. Forscher weltweit sind daher bemüht, mehr Licht ins Dunkel zu bringen und nun sind deutsche Wissenschaftler einen entscheidenden Schritt weitergekommen.

Mutation im Gen GIT1 trägt voraussichtlich zu ADHS bei

Seit einiger Zeit ist bekannt, dass viele Menschen mit ADHS eine Mutation im Gen GIT1 tragen. Daher besah man sich diesen Gen genauer und entschlüsselte nun zum ersten Mal den genauen Mechanismus, weshalb die Mutation zu ADHS beiträgt.

Die Nervenzellen im Gehirn besitzen wie Fahrzeuge eine Bremse und ein Gaspedal. Werden sie gerade nicht benötigt, sind sie im Ruhezustand. Kommt dann ein Reiz an, müssen Sie von 0 auf 100 beschleunigen, um Impulse weiterzugeben. Dies können bis zu 800 Stück in jeder einzelnen Sekunde sein. Für diese Aktivität werden Neurotransmitter ausgeschüttet. Hat die Nervenzelle wieder Pause, werden neue Neurotransmitter im Inneren gespeichert, damit für den nächsten Einsatz wieder genügend zur Verfügung stehen.

Damit diese Balance aus Regeneration und Aktivität funktioniert, benötigt der Körper unter anderem das Eiweiß GIT1. Dieses Protein wird durch das Gen GIT1 gebildet. Ist es so mutiert, wie bei vielen ADHS-Patienten nachweisbar, wird das Eiweiß falsch gebildet und die Nervenzellen können ihre Ruhephase nicht aktivieren. Die Bremse versagt quasi. Das führt zu der Überaktivität des Gehirns und macht es Betroffenen so schwer, verschiedene Reize zu filtern.

Neue Therapien bei ADHS möglich

In einem Versuch mit Mäusen veränderte man das Gen GIT1 entsprechend der Mutation bei ADHS und sofort zeigten die Tiere passende Symptome. Nun wollen Mediziner überlegen, ob man dieses Wissen zur Erarbeitung neuer Therapien bei ADHS verwenden kann. Die bisherigen Methoden funktionieren nur begrenzt und gehen teilweise mit Nebenwirkungen einher.