Immunsuppressivum kann Hirntumoren verkleinern

Von Cornelia Scherpe
19. November 2012

Menschen müssen dann Immunsuppressiva einnehmen, wenn ihre eigenen Abwehrkräfte sonst einen ernsten Schaden am eigenen Körper oder einem neuen Transplantat anrichten würden. Dafür zahlt man in der Regel aber auch einen hohen Preis, da der gesamte Organismus anfällig für Infektionen wird. Doch neben dieser guten und schlechten Wirkung gibt es offenbar bei dem Immunsuppressivum "Everolimus" einen ungeahnten zweiten positiven Nutzen.

Forscher haben herausgefunden, dass dieses Mittel gegen Hirnturmoren wirkt und daher sinnvoll beim Kampf gegen Krebs eingesetzt werden könnte. Getestet wurde seine Kraft bei der sogenannten "Tuberöse Sklerose". Hierbei handelt es sich um eine Erbkrankheit, bei der es in verschiedenen Organen, maßgeblich jedoch im Gehirn, zur Ausbreitung von Krebsgeschwüren kommt. Diese sind zwar gutartig, können aber sehr bedenkliche Größen annehmen und sind schwer operativ zu entfernen. Das Immunsuppressivum kann gegen diese Krebsform vorgehen, da es sich bei diesem Krebs um einen speziellen Gendefekt handelt.

Dieser sorgt dafür, dass zwei Proteine falsch gebildet werden. Bei ihrer richtigen Bildung sind sie eigentlich dafür zuständig, dass Zellen sich nicht ungehemmt teilen. Können die Eiweiße diese Funktion nicht erfüllen, kommt es zu den Wucherungen. Everolimus greift den Proteinen aber unter die Arme und vermindert so das ungehemmte Zellwachstum.

Man hatte insgesamt 177 junge Patienten mit Tuberöse Sklerose in der Studie betreut. Der jüngste Teilnehmer war dabei acht Monate alt und der älteste 26 Jahre. Die Hälfte erhielt nun Everolimus, der Rest ein Placebo. Bei 35 Prozent der tatsächlich Behandelten verkleinerten sich die Hirntumoren. Bei diesem Drittel nahm das bösartige Gewebe um die Hälfte ab.