Studie belegt Falschdiagnosen: Viele Menschen sind gar keine Asthmatiker

Übertherapie vermeiden: bei Asthma-Beschwerden zusätzlich auf objektive Untersuchungen setzen

Von Cornelia Scherpe
21. Februar 2017

Mit Atembeschwerden gehen sie zum Hausarzt und verlassen die Praxis später mit einer eindeutigen Diagnose: Asthma. Doch eine Studie aus Kanada legt den Verdacht nahe, dass viele Patienten ab diesem Moment mit einer Übertherapie beginnen. Sie haben gar kein Asthma.

Die Forscher konnten die Daten von 613 Menschen mit einer Asthmadiagnose auswerten. Zu Beginn nahmen 87 Prozent von ihnen regelmäßig ihre verschriebenen Medikamente gegen Anfälle und 45 Prozent griffen auf Controller-Medikamente zurück. Um den realen Bedarf zu ermitteln, verringerten alle Patienten schleichend die Dosis, sodass sie am Ende komplett ohne Wirkstoffe durch den Tag gingen.

Auch nach Absetzen der Medikamente beschwerdefrei

Die Forscher überprüften eingehend die Lungenfunktion und andere Parameter, die für die Feststellung der Erkrankung herangezogen werden können. Nur bei 410 Patienten bestätigte sich die Asthma-Diagnose.

Hatten die übrigen 203 Menschen und damit immerhin ein Drittel eine Fehldiagnose bekommen? Ganz so einfach war es nicht, denn im folgenden Beobachtungsjahr zeigten 22 Personen dieser Gruppe doch noch Asthmaanfälle.

Dennoch blieben 181 "Patienten", die komplett beschwerdefrei lebten. Das führt die Forscher zu dem Fazit, dass nicht wenige Menschen mit asthma-ähnlichen Symptomen nach ihrem Arztbesuch vom Mediziner die Falschdiagnose Asthma erhalten.

Wichtig sei es daher, nicht nur auf körperliche Beschwerden zu reagieren, sondern objektive Untersuchungen daran anzuschließen. Nur so kann eine Verdacht auch erhärtet werden.

Bei bestätigtem Asthma sei es zudem ratsam, regelmäßig den aktuellen Verlauf der Krankheit zu überprüfen. Offenbar kann die Dosis bei manchen Patienten mit der Zeit auch ohne Risiko verringert werden.