Asbest ist auch nach Jahrzehnten noch im Lungengewebe nachweisbar

Risiko für asbestbedingte Krankheiten über Jahrzehnte - Asbest auch in Lungengewebe unvergänglich

Von Cornelia Scherpe
5. September 2017

Heute hat das Wort Asbest einen eher negativen Klang, denn viele denken an eine Gesundheitsgefahr. Viele Jahre war das völlig anders und der Werkstoff wurde als regelrechtes Wunderwerk im Bauwesen gefeiert. Der gewählte Name geht passend dazu auf "asbestos" zurück, auf das Altgriechische "unvergänglich".

Unvergänglich ist Asbest aber leider nicht nur beim Hausbau, sondern auch im menschlichen Körper. Vor einigen Jahren fand man heraus, dass beim Aufenthalt in Räumen mit Asbest kleine Mengen eingeatmet werden und diese sich im Lungengewebe festsetzen. Asbestbedingte Krankheiten, darunter Krebs, können die Folge sein.

Zwischen Asbestkontakt und Ausbruch einer Krankheit können 60 Jahre liegen

Eine aktuelle Studie aus Bochum hat sich mit der Frage beschäftigt, wie lang Asbest im Lungengewebe nachweisbar ist und konnte für die Studie zwölf Freiwillige gewinnen. Den Patienten wurden erstmals zwischen 1987 und 2011 Gewebeproben aus der Lunge entnommen. Im Schnitt erfolgte die erste Entnahme 9,5 Jahre nach dem Kontakt mit Asbest.

Eine zweite Gewebeprobe durften die Forscher nach dem Tod der Probanden während der Autopsie entnehmen. Bei der ersten Analyse stellten die Forscher einen durchschnittlichen Asbestwert von 1.313 Asbestkörper pro Gramm Lunge fest. Nach dem Tod war der Durchschnittswert auf 2.018 gestiegen. Der Proband mit der höchsten Belastung lag sogar bei 4.269.

Für die Forscher ist damit klar: Einmal eingeatmetes Asbest bleibt viele Jahrzehnte in der Lunge. Die fremden Fasern können vom Organismus nicht abgebaut werden, sodass sich mit der Dauer der Asbestbelastung die Zahl der Asbestkörper in der Lunge vermehrt.

Der Blick ins Detail zeigte außerdem, dass dies sowohl für den bereits als gefährlich geltenden Blauasbest als auch den bisher weniger kritisch betrachteten Weißasbest gilt. Ein Blick in die Krankenakten der zwölf Patienten zeigte ferner, dass zwischen dem letzten Kontakt mit Asbest bis zum Ausbruch einer asbestbedingten Krankheit bis zu 60 Jahre liegen können.